Ganze

Das Ganze ist eine Einheit.

Man kann auch sagen, dass ein Ganzes eine Entität ist.

Es kann dies eine einzelne Größe/ein Parameter/eine Ganzheit/ein System etc. sein das dieses Ganze bildet.

Dabei muss ich unterscheiden, ob das Ganze sich auf ein Objekt oder auf eine Idee bezieht (vgl. mit Kant Zitat 7).

Im zuerst genannten Fall kann ich das Ganze als Gegenstand schlechthin und daher als faktische Einheit erkennen und bestimmen (vgl. mit Kant Zitat 7).

Im zweit genannten Fall ist mir das Ganze nur als ein Gegenstand in der Idee bzw. nur als der Begriff der Idee gegeben, der als die systematische Einheit der Idee in meinem Bewusstsein erscheint, wenn ich die Merkmale der Idee (vermittelt) durch das Schema der Idee geistig auffasse (vgl. mit Kant Zitat 7). Dies ist z. B. bei einem System der Fall.

Daher entspricht die systematische Einheit der Idee bei Immanuel Kant dem  Ganzen als Idee bei Karl Jaspers und es schreibt Jaspers daher zurecht, dass ich das Ganze als Idee nicht geradezu erkennen kann (vgl. mit Jaspers Zitat).

In diesem Sinn stellt man sich vor, dass z. B. der Mensch als Ganzes aus dem Körper und der Psyche besteht bzw. dass diese beiden Teile das Ganze des Menschen (als Einheit) bilden.

Kritisch betrachtet erkennt man, dass diese beiden Teile als Folge des menschlichen Denkens im Bewusstsein der erkennenden Person entstehen und dass es an sich keine solchen abgegrenzten Teile als abgegrenzte Einheiten im Sinne von tatsächlich existenten Einheiten gibt – bzw. dass das Wissen darüber uns nur als Idee bzw. nur als Begriff der Idee und daher nur als Gegenstand in der Idee gegeben ist (vgl. mit Kant Zitat 7).

Das Ganze wird in manchen Fälle im Hinblick auf physische Sachen auf der Ebene des Bewusstseins als Folge der sinnlichen Wahrnehmung erkannt bzw. durch den entsprechenden physischen Befund erkannt. In anderen Fällen jedoch als Folge der Überlegung – oder man kann auch sagen: als Folge des mentalen Prozesses der in der Form des Begriffs der Idee im Bewusstsein der erkennenden Person als systematische Einheit der Idee erscheint falls ich die Merkmale der Idee vermittelt durch das Schema der Idee geistig auffasse.

Wobei im oben genannten Beispiel des Menschen je nach der Sichtweise entweder der physische Teil, also der Körper als das Ganze der Gegenstand der Betrachtung und Untersuchung ist, oder andererseits die Psyche das Ganze des Seelenleben der Person bildet und hier der mentale Gegenstand der Untersuchung ist – was etwa in der Psychologie vorwiegend in Bezug auf das normale Seelenleben unternommen wird oder in der Psychiatrie im Hinblick auf das kranke bzw. krankheitswertig gestörte.

Erkenntnistheoretisch bzw. philosophisch betrachtet wird das Ganze durch den Begriff der Idee erkannt, der als die systematische Einheit der Idee in meinem Bewusstsein erscheint, wenn ich die Merkmale der Idee (vermittelt) durch das Schema der Idee geistig auffasse. (vgl. mit Kant Zitat 7).

Dabei kann man das Ganze in gewissen Fällen auf der Ebene der Objekte durch einen Gegenstand schlechthin, somit durch objektive Befunde/Tatsachen begründet erkennen und daher physisch bestimmen, oder man kann das Ganze (als Idee) nur durch subjektive Befunde erkennen und daher nur durch die Begriffe der Ideen erkennen und bestimmen – was etwa für psychologische Befunde und für psychiatrische Befunde zutreffend ist.

In einem solchen Fall kann man den Sachverhalt also nur (rein) geistig „begreifen“ bzw. nur (rein) geistig erfassen. In diesem Fall kann man das Ganze als Idee nur durch das Schema der Idee und daher nur auf der Ebene der Ideen, also nur rein geistig erkennen. Es handelt sich in diesem Fall bei der Einheit also um eine systematische Einheit der Idee, die hier durch die reine Synthesis (vgl. mit Kant Zitat 13) infolge des mentalen Prozesses im Bewusstsein der erkennenden Person entsteht. Weil diese Idee eine bloße Idee im Sinne von Immanuel Kant ist, kann sie nicht auf ein Objekt zurückgeführt und auf dieser Grundlage allgemein gültig bestimmt werden.

Man kann daher auch sagen, dass diese systematische Einheit der Idee durch das reine Denken im Bewusstsein der erkennenden Person in Form des Begriffs der Idee entstanden ist bzw. entsteht. Oder mit anderen Worten als der Begriff der Idee erscheint wenn ich die Merkmale der Idee vermittelt durch das Schema der Idee geistig auffasse (Anmerkung griechisch: phenomenon – das was erscheint, das Erscheinende) ohne, dass in diesem Fall der Begriff auf ein Objekt zurückgeführt und auf dieser Grundlage allgemein gültig bestimmt werden kann.

Das Ganze wird also entweder als demonstrierbares Objekt erkannt, und es kann in diesem Fall das Ganze auf der Grundlage von Fakten erkannt und es kann in seine Teile physisch zergliedert werden. In diesem Fall kann man das Ganze in diverse demonstrierbare Teile zerlegen.

Oder das Ganze wird durch den Begriff der Idee erkannt der nur auf der Ebene der Ideen erkennbar ist, der durch die Zergliederung in die „Teile“ bzw. in die Merkmale der Idee zerlegt bzw. zergliedert werden kann, wobei diese Zergliederung diverse Aspekte der systematischen Einheit der Idee aufzeigt (vgl. mit Kant Zitat 7). Man kann auch sagen: dass man hier den Sachverhalt unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachten/analysieren/untersuchen kann.

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Das Ganze in der Medizin

In der Biologie und in der Medizin kennt man das Ganze des Körpers, der in der Anatomie in die verschiedenen Teile, in den Kopf, den Hals, die Schultern, die Arme, den Rumpf usw. gegliedert bzw. zergliedert wird. In der Histologie kennt man die einzelnen Gewebe und die einzelnen Zellen, die ihrerseits in weitere Teile „zergliedert“ werden können (Beispiel: die Zelle kann in die Zellmembran, Mitochondrien, Ribosomen usf. gegliedert werden). Oder man kennt das Immunsystem als Ganzes das die Abwehr für den Organismus leistet. Oder das Hormonsystem das durch die Ausschüttung der Hormone Stoffwechselvorgänge steuert und regelt.

In gleicher Weise kennt man das Ganze der interzellulären Substanz im Gewebe, die ihrerseits aus spezifischen Teilen besteht. Bezüglich der Krankheiten kennt man die Merkmale, die die gesundheitlichen Störungen charakterisieren bzw. die spezifisch für die jeweilige Krankheit sind. Es sind dies in der Medizin zum Teil Merkmale, die man physisch erfassen und objektiv gültig bestimmen kann. Zum anderen Teil ist man in der Medizin mit Symptomen und mit nicht-objektivierbaren Phänomenen befasst, die man nur durch den Begriff einer Idee und daher nur subjektiv gültig erkennen/benennen und bestimmen kann.

Das Ganze in der Psychiatrie (Psychologie)

In der Psychiatrie und Psychologie kennt man die psychischen Phänomene, die einerseits den Zustand der normalen Psyche ausmachen und andererseits die psychopathologischen Phänomene, die die Zeichen einer psychischen Störung sind. Man erkennt also diese Ganzheiten bzw. diese Einheiten, die sämtliche systematische Einheiten sind (vgl. mit Kant Zitat 7) durch die einzelnen Merkmale, wie diese durch das Schema der Idee (vgl. mit Kant Zitat 7) erfasst werden. Diese Merkmale kann man sämtliche nur durch den Begriff der jeweiligen Idee erfassen bzw. kann man diese Einheiten, die sämtliche systematische Einheiten sind, nur geistig erfassen bzw. nur geistig „begreifen“. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Wie Karl Jaspers richtig erkannt hat ist es so, dass ich beim Erkennen das Ganze als Idee nicht geradezu erkennen kann, sondern ich kann mich dem Ganzen als Idee – mit Kants Worten – durch das „Schema“ der Idee nur nähern. (vgl. mit Jasperes Zitat)

Wie man sich überzeugt kann man in diesem Sinn in der Psychiatrie (Psychologie) durch den Begriff der Idee nur angenähertes Wissen erlangen das subjektives Wissen ist. Daher handelt sich in der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) jeweils um beschränktes Wissen, wohingegen in der Medizin in vielen Fällen auf Fakten gegründetes Wissen und daher objektives Wissen erlangt wird.

In diesem Sinn kann man in den verschiedenen Bereichen des Wissens die jeweiligen Einheiten entweder auf der Ebene der Objekte oder nur auf der Ebene der Ideen erkennen.

Dies bedeutet auch dass man die einen Einheiten augenscheinlich evident somit auf der Grundlage von objektiver Evidenz erkennt, andere hingegen nur  einleuchtend evident bzw. nur scheinbar evident somit auf der Grundlage von subjektiver Evidenz.

Man kennt also Ganzheiten, die man auf der Ebene der Objekte spezifizieren und objektiv gültig und damit allgemein gültig bestimmen kann. Und andererseits kennt man Ganzheiten bzw. Einheiten, die man nur auf der Ebene der Ideen und daher nur subjektiv gültig erkennen und bestimmen kann. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Die erst genannten Einheiten kann man einer Gattung zuordnen, die zweit genannten Einheiten kann man nur einem Typus zuordnen – wie dies Karl Jaspers bezüglich der psychischen Erscheinungen erkannt und in seinem Buch: Allgemeine Psychopathologie (ab der 4. Auflage) beschrieben hat. (vgl. mit Jaspers Zitat)

In der sogenannten Ganzheitsmedizin d. h. in der Alternativmedizin/Komplementärmedizin und Psychosomatik versucht man unter den verschiedenen Konzepten das Ganze des Menschseins in der Diagnostik zu erfassen und in der Wissenschaft zu studieren.

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(letzte Änderung 29.06.2023, abgelegt unter: Definition, Diagnostik, Medizin, Philosophie, philosophische Begriffe, Psyche, Psychiatrie, Psychologie, Psychosomatik, Psychotherapie)

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