Reliabilität

Die Reliabilität ist die Zuverlässigkeit.

In der Diagnostik ist die Reliabilität die Zuverlässigkeit mit der eine Diagnose festgestellt werden kann.

Aus der Erfahrung weiß man, dass gewisse Diagnosen zuverlässig und damit gewiss, weil objektiv gültig festgestellt werden können (etwa ein Knochenbruch). Andere Diagnosen können weniger zuverlässig und damit weniger valide festgestellt werden. So kann man etwa in der Medizin im Zweifelsfall nicht zuverlässig feststellen, ob eine Migräne oder ein Spannungskopfschmerz vorliegend ist. In der Psychiatrie kann man im Zweifelsfall bzw. in einem Grenzfall nicht zuverlässlich feststellen, ob eine Persönlichkeitsstörung oder eine psychische Störung vom Typ einer Schizophrenie vorliegend ist. Man kann oftmals auch nicht reliabel entscheiden, ob nur eine leichte depressive Störung oder eine mittelgradige depressive Störung vorliegend ist, oder überhaupt, ob der Symptomenkomplex noch als krankheitswertige Störung oder als normal zu bezeichnen ist.

Man bemerkt, dass man Diagnosen nicht reliabel bzw. nur beschränkt reliabel und damit nicht zuverlässig feststellen kann, wenn diese auf der Grundlage von Erscheinungen also auf der Grundlage von Phänomenen und daher auf der Ebene der Ideen nur auf der Grundlage einer Idee erkannt werden können. (vgl. mit Kant Zitat 3a)

Reliabilität in der Diagnostik in der Psychiatrie

In der Psychiatrie ist die Reliabilität die Zuverlässigkeit mit der man eine psychiatrische Einheit und damit eine psychiatrische Diagnose bei einer psychischen Störung erkennt.

Es handelt sich also bei der Reliabilität in der Psychiatrie um die Zuverlässigkeit mit der man entweder ein einzelnes psychopathologisches Phänomen oder eine psychiatrische Diagnose bei einer psychischen Störung erkennt.

Man findet, dass man die „Reliabilität“ in der Psychiatrie nur auf der Ebene der Ideen überprüfen kann. Man kann in der Psychiatrie nicht – so wie dies in der Medizin vielfach möglich ist – die  Erkenntnis auf der Ebene der Objekte überprüfen, das heißt man kann in der Psychiatrie die Reliabilität nicht objektiv gültig und damit nicht allgemein gültig bestimmen und allgemein gültig überprüfen. Dies ist ist nicht möglich, weil man in der Psychiatrie – und auch in der Psychologie und Psychotherapie – ein psychisches Phänomen nicht auf der Ebene der Objekte erkennt und auch nicht auf der Ebene der Objekte überprüfen kann. Man kann in der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) eine Erkenntnis und damit auch die Reliabilität nicht auf der Ebene der Objekte verifizieren oder falsifizieren. Man kann in der Psychiatrie im Zweifelsfall nicht auf der Ebene der Objekte allgemein gültig prüfen wie reliabel z. B. eine psychiatrische Diagnose ist. Man kann z. B. nicht allgemein gültig prüfen wie „reliabel“ die Diagnose Schizophrenie in einem konkreten Fall ist. Das bedeutet, dass man die Reliabilität und auch die Validität in der Psychiatrie nicht allgemein gültig, sondern nur subjektiv gültig erkennen und subjektiv gültig prüfen bzw. überprüfen kann. Aus dem selben Grund kann man in der Psychiatrie auch eine Komorbität nicht allgemein gültig, also nicht unbeschränkt valide bestimmen.

Man kann also in der Psychiatrie genau genommen z.B. nicht objektiv gültig entscheiden, ob im Fall einer Demenz eine vaskuläre Demenz, oder eine Alzheimer Demenz vorliegt, oder, ob ein Mischtyp vorliegt all dies kann man nur subjektiv gültig auf der Ebene der Ideen entscheiden. Erst aus dem Verlauf nach dem Ansprechen auf die Therapie kann man rückwirkend beschränkt gültig erkennen welche diagnostische Einheit mehr oder weniger zutreffend ist bzw. mehr oder weniger zutreffend war. All diese Entscheidungen kann man nur subjektiv gültig auf der Ebene der Ideen treffen, und kann man dann diese Entscheidung, die man auf der Grundlage der Phänomenologie und somit auf der Grundlage der Psychopathologie getroffen hat durch körperliche Befunde unter Umständen noch weiter begründen und erklären.

Man kann also in der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) die Reliabilität und auch die Validität nur auf der Ebene der Ideen subjektiv gültig erkennen und subjektiv gültig überprüfen. Mit anderen Worten: man kann nur auf der Grundlage von subjektiver Evidenz die psychiatrischen Einheiten erkennen und  überprüfen.

Daher kann man auch in der psychiatrischen Wissenschaft nur subjektiv gültig entscheiden, ob etwa ein konkreter Fall in eine wissenschaftliche Studie aufgenommen werden soll, oder, ob er nicht aufgenommen werden soll.

In der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) kann man die einzelnen Einheiten nur auf der Grundlage eines definierten Typus erkennen und subjektiv gültig entscheiden, ob eine Einheit auf einen Typus zutreffend ist – wie dies Karl Jasper erkannt hat. (vgl. mit Jaspers Zitat)

Man erkennt damit den großen Unterschied der Psychiatrie im Vergleich zur Medizin, wo man in vielen Fällen auf der Grundlage von objektiven Befunden  allgemein gültig entscheiden kann was zutreffend ist. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Diesen Unterschied wie er aus der Erkenntnisbasis resultiert sollte man in der Psychiatrie in der Praxis, in der Wissenschaft, in der Lehre beachten und auch bei der Erstattung eines psychiatrischen Gutachtens beachten, weil man sonst zu falschen Schlussfolgerungen und somit zu falschen Konsequenzen gelangt. (Weiteres dazu in diesem Beitrag)

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(letztes Änderung 6.5.2014, Validierung, Definition)

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