Erinnern

Das Erinnern ist das Vermögen einen bestimmten Gedächtnisinhalt ins Bewusstsein zu holen.

Es ist dies die psychische Funktion die Inhalte aus dem Gedächtnis ins Bewusstsein holt.

Man kann auch sagen, dass das Erinnern das Vermögen ist einen bestimmten Gedächtnisinhalt zu memorieren.

Dies geschieht durch die Erinnerung bzw. ist dies das psychische Phänomen das diese Leistung durch die Assoziation erbringt.

Dabei wird dieses psychische Geschehen durch den mentalen Prozess geleistet.

Neuro-biologisch betrachtet ist das Erinnern eine spezielle neuronale Funktion.

Aus der Sicht des zentralen Nervensystems betrachtet kann man sagen, dass beim Erinnern neuronale Muster rekonstruiert werden die früher eingeprägt worden sind. Es ist dies also das Ergebnis eines neuronalen Prozesses der im Nervensystem des Lebewesens abläuft und der diese Rekonstruktion bewirkt. Dieses natürliche Phänomen kommt sowohl bei Tieren wie auch beim Menschen vor.

Weiteres zum Erinnern – aus dem Blickwinkel der Psyche betrachtet:

Aus dem Blickwinkel der Psyche betrachtet kann man sagen, dass das Erinnern das psychische Geschehen ist das einen Gedächtnisinhalt ins Bewusstsein ruft.

Oder es ist dies das psychische Geschehen das spontan einen Gedächtnisinhalt aus dem Unbewussten ins Bewusstsein holt.

Durch das Erinnern wird wieder bewusst, was man früher erlebt/gedacht/gefühlt hat usf.

Man erinnert also das, was man früher erfahren, gedacht, gefühlt, gespürt oder sonst wie erlebt hat.

Das Erinnern ergibt sich also aus den Inhalten des Denkens, des Fühlens, des Erlebens, des Empfindens usf., also als Folge dessen was man gedacht, gesehen, gehört, gerochen, geschmeckt hat – was also als Folge der sinnlichen Wahrnehmung oder infolge von sonstigen Eindrücken zurückgeblieben ist.

Dabei ist die Erinnerung infolge des früheren Merkens möglich.

Weil man in der Regel das erinnern kann was man früher erlebt hat, setzt die Erinnerung voraus, dass dieser Inhalt früher im Gedächtnis eingespeichert worden ist. Die Erinnerungsfähigkeit setzt also die Merkfähigkeit voraus.

Die Erinnerung setzt also voraus, dass der Inhalt in eine Matrix eingeprägt worden ist und diese das Gedächtnis bildet.

Man kann die Erinnerung als das Eintreten von Gedächtnisinhalten ins Bewusstsein verstehen. Dieses Wiederauftreten bzw. dieses Eintreten von Gedächtnisinhalten ins Bewusstsein kann spontan erfolgen, oder es kann dies durch eine Willens-Anstrengung also infolge einer Intension zur Erinnerung kommen. Auf jeden Fall kommt es infolge der Erinnerung zur Assoziation eines Gedächtnisinhalts.

Man macht die Erfahrung, dass die Erinnerung in der Regel durch äußere Reize angeregt wird, das heißt ein äußerer Reiz führt dazu, dass ein Gedächtnisinhalt assoziiert wird. Andererseits kommt es auch vor, dass Inhalte im Bewusstsein hochkommen, ohne dass man dafür eine auslösende Ursache bemerkt – in diesem Fall handelt es sich um eine spontane Assoziation – wobei allerdings nicht bekannt ist was in der Tiefe der Seele bzw. in der Tiefe der Psyche die auslösenden Umstände waren.

Wenn  man z.B. mit einer Frage befasst war, bemerkt man gelegentlich, dass die Antwort einem nicht sogleich in den Sinn kommt, dass jedoch zu einem späteren Zeitpunkt die Antwort einem einfällt. Dies weist darauf hin, dass das sogenannte Unbewusste bzw. Unterbewusste sich weiterhin mit der Frage beschäftigt hat und einem daher letztlich die Antwort eingefallen ist – bzw. auf den geistigen „Bildschirm“ hochgekommen ist.

Man kann die verschiedensten Inhalte erinnern. Man kann Worte, Sätze, ganze Geschichten usw. erinnern, die man gehört, gelesen, in einem Film gesehen hat etc. Man erinnert Bilder, Töne, Musikstücke, Gerüche, Stimmungen, Gefühle. All diese Eindrücke werden jedoch nicht unbedingt gemäß der damals erlebten Realität erinnert, sondern unter Umständen verändert, abgeschwächt, vereinfacht, manchmal beschönigt, oder sonst wie modifiziert. Die Erinnerung hängt also auch von anderen Faktoren der Psyche ab, nicht nur genau von dem was man subjektiv als real erlebt hat.

Dies spielt in der Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie, und auch in der Forensik, etwa bei der Erstattung eines psychiatrischen Gutachtens eine Rolle.

Die menschliche Wahrnehmung und auch die Erinnerung des früher Wahrgenommen ist eine Sache, die von verschiedenen Dingen und vor allem von der Individualität abhängt.

Es spielt hier also die eigene Geschichte, die eigene, individuelle Art und Weise des Erlebens, und das was man früher erlebt hat eine Rolle. All dies und anderes mehr kann unsere Erinnerung mehr oder weniger stark tönen und beeinflussen. Der momentane Affekt und die Emotionen spielen bei der Erinnerung zusätzlich eine große Rolle. Man erinnert gern das Schöne, das Angenehme und man ist daher geneigt diese Erlebnisse stark zu bewerten bzw. übermäßig zu bewerten. Anderes wird im Gegensatz dazu unterbewertet. Erlebnisse die unter starken Emotionen erlebt wurden prägen sich tief ein. Dies kann auch in pathologischer Hinsicht also im Hinblick auf die Entwicklung einer psychischen Störung von Bedeutung sein.

Die Erinnerung kann also grundsätzlich durch diverse Einflüsse verändert und damit modifiziert werden. Diese Veränderung kann bis zur kompletten Verdrängung gesteigert sein, etwa wenn einem etwas peinlich ist, das man es erlebt hat und man sich dies weder selbst noch anderen eingestehen möchte.

Es kann in einem solchen Fall also das Erinnern aus dem Gedächtnis durch eine aktive psychische Funktion blockiert sein. Man spricht dann unter Umständen von einem psychischen Komplex der eine solche Blockade bewirkt hat bzw. es werden solche psychische Störungen manchmal auch als Neurose bezeichnet.

Ausgeprägte krankhafte bzw. krankheitswertige Störungen der Erinnerung und der Erinnerungsfähigkeit gibt es bei den psychischen Störungen, die man als Psychosen bezeichnet.

Besonders bei der Demenz kommt es schon im Frühstadium zu ausgeprägten Störungen im Merken und damit in der Merk- und Gedächtnisleistung bzw. zu einer Störung der Erinnerungsleistung. Bei dieser Form einer psychischen Störung ist zuerst vor allem das Kurzzeitgedächtnis betroffen, wohingegen das Langzeitgedächtnis in der Regel noch besser funktioniert.

Diese Tatsache spricht grundsätzlich dafür, dass unsere Gedächtnisinhalte „schichtartig“ im Gedächtnis eingespeichert worden sind.

Tatsächlich ist es logisch und einsichtig, dass frühere Erinnerungen tiefer „eingraviert“ worden sind, und daher auch besser erhalten bleiben, als später Erlebtes. Später Erlebtes wird also gleichsam auf der inneren „Tafel“ darübergeschrieben und es kommt beim Lernen gleichsam zu einer Modifikation der früheren Inhalte.

Grundsätzlich spielt beim Erinnern die Emotion eine große Rolle. Erlebnisse die unter großer Emotion erlebt worden sind, werden tief eingeprägt, wohingegen das Banale das Alltägliche verständlicherweise kaum eingeprägt wird, und daher später auch kaum oder nicht mehr erinnert werden kann.

Wir merken uns vor allem das, was wir unter starker Emotion erlebt haben. Die Emotion bewirkt also offenbar eine Verstärkung der Einprägung. Wohingegen banale Erlebnisse und alltägliche Dinge kaum eine Spur im Gedächtnis hinterlassen und daher auch entsprechend schlecht erinnert werden können.

Beim Erinnern spielt das was der Mensch in seinem früheren Leben erlebt hat oftmals eine entscheidende Rolle, weil das früher erlebte die Erinnerung beeinflusst. Mit dieser Thematik haben sich verschiedene Schulen der Psychotherapie befasst, insbesondere die Psychoanalyse und es hat sich auf dieser Grundlage das Verständnis für das sogenannte Unbewusste weiter entwickelt.

Störungen in der Erinnerung treten häufig auf der Grundlage einer organischen Störung des Nervensystems auf. Dies ist etwa bei der Demenz oder überhaupt bei einem Organischen Psychosyndrom (OPS) der Fall. Es kommt hier infolge der gestörten neuronalen Funktion zu ausgeprägten Störungen der Merkfähigkeit und in weiterer Folge auch zu Störungen in der Funktion des Gedächtnisses und somit zu Störungen in der Erinnerungsfähigkeit.

In weniger ausgeprägter Form treten Merkfähigkeitsstörungen und auch Störungen im Erinnern auch im Rahmen des normalen Erlebens, etwa im Fall der Übermüdung und Erschöpfung auf.

Von pathologischer Bedeutung sind auch die Merk- und Gedächtnisstörungen bei den depressiven Störungen. Und es treten starke Merkfähigkeitsstörungen und Erinnerungsstörungen praktisch bei allen Psychosen auf, etwa bei einer schweren Manie, bei einer schweren Depression, bei schizo-affektiven Störungen und auch bei der Schizophrenie im schweren Krankheitsstadium.

Erinnerung – Erinnerungsstörung – aus biologischer Sicht:

Bei einer Erinnerungsstörung kommt es aus biologischer Sicht betrachtet zu einer Störung im Aufbau des neuronalen Musters. Es kann hier also infolge einer Funktionsstörung des Nervensystems und / oder der Psyche das neuronale Muster nicht entwickelt werden und es kommt damit zum Beispiel zur Gedächtnisstörung und in weiterer Folge zum Beispiel zur Orientierungsstörung oder zur Kritikstörung.

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(letzte Änderung 15.12.2023, abgelegt unter: Begriff, Bewusstheit, Bewusstsein, Definition, denken, Diagnostik, Emotion, Erfahrung, Erinnerung, Erkennen, Erlebnis, Evidenz, Forensik, Gedächtnis, Krankheit / gesundheitliche Störung, Nervensystem, Neurologie)

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