Psychiatrie eine empirische Wissenschaft

Die Psychiatrie ist, so wie die Medizin eine empirische Wissenschaft.

Im Gegensatz zur Medizin erkennt man in der Psychiatrie die gesundheitlichen Störungen der Psyche, die man als psychische Störungen bezeichnet –  jedoch nicht durch körperliche Befunde, sondern durch psychische Befunde.

Bekanntlich werden in der Psychiatrie die psychischen Störungen durch die psychischen Symptome und  die krankheitswertigen psychischen Phänomene erkannt. Man spricht hier oftmals von den psychopathologischen Phänomenen, die eine gewisse psychische Störung charakterisieren.

Dabei erscheint ein derart aufälliges Phänomen im Bewusstsein der erkennenden Person als systematische Einheit (vgl. mit Kant Zitat 7), nämlich als der Begriff der Idee, falls diese Person die Merkmale der Idee durch das Schema der Idee geistig auffasst (vgl. mit Kant Zitat 7).

Das heißt in der Psychiatrie erkennt man die psychischen Störungen auf der Grundlage der abnormen oder krankheitswertigen psychischen Phänomene, die auch als psychopathologische Phänomene bezeichnet werden und die jeweils in der Form des Begriffs der Idee im Bewusstsein der erkennenden Person als systematische Einheit erscheinen, wenn diese gewisse psychische Auffälligkeiten bemerkt (vgl. mit Kant Zitat 7).

Es werden die psychischen Störungen und damit die psychiatrischen Diagnosen also auf der Grundlage von Ideen erkannt, und nicht auf der Grundlage von körperlichen Merkmalen bzw. nicht auf der Grundlage von körperlichen Fakten.

Psychische Phänomene kann man nur auf der Ebene der Vorstellungen erkennen, und nicht auf der Ebene der körperlichen Fakten.

Man erkennt als Fachperson – nämlich als Psychiater oder Psychiaterin eine psychische Störungen alsoempirisch begründet auf der Grundlage des persönlichen psychiatrischen Wissens.

In den Worten von Karl Jaspers kann man sagen, dass die Fachperson in der Psychiatrie den psychischen Sachverhalt durch ihre denkende Anschauung unter Führung von Ideen erkennt (vgl. mit Jaspers Zitat).

Und es hat im Prinzip diesen Sachverhalt auch der Psychiater und Nervenarzt Wilhelm Griesinger bereits erkannt, wenn er  sinngemäß schreibt dass wir die psychische  Störung auf Basis der psychischen Anomalie erkennen (vgl. mit Griesinger Zitat)

Im Gegensatz zu den psychischen Störungen die auf Basis der psychischen Anomalie durch die psychischen Symptomenkomplexe in Bezug auf definierte Typen werden erkennt, diagnostiziert ein Arzt in der körperlichen Medizin gewisse körperliche Krankheiten empirisch auf der Grundlage von körperlichen Zeichen in  Bezug auf gewisse Gattungen.

Viele körperliche gesundheitliche Krankheiten  können auf der Grundlage von objektiv bestimmbaren körperlichen Zeichen erkannt, und eindeutig diagnostisch bestimmt werden. Ein Teil der gesundheitlichen Störungen in der Medizin kann man allerdings – so wie die psychischen Störungen – nur auf der Grundlage von Symptomen und auf der Grundlage von nicht objektivierbaren Phänomenen erkennen, z.B. die Diagnosen: Fibromyalgie, diverse Kopfschmerzsyndrome und andere funktionelle Störungen die auf der Grundlage von Symptomenkomplexen diagnostiziert werden.

Man täuscht sich wenn man glaubt, dass man eine psychische Störung auf der Grundlage der Körperlichkeit diagnostisch bestimmen kann. Eine psychische Störung korreliert zwar mit einer körperlichen Funktion, insofern psychische Phänomene auf der Grundlage der neuronalen Funktion entstehen – diagnostisch erkannt und bestimmt wird eine psychische Störung  jedoch immer auf der Ebene der Vorstellungen – also auf der Ebene der Ideen. Man kann eine psychische Störung empirisch nur phänomenologisch bestimmen. Man kann eine psychische Störung nicht körperlich diagnostisch bestimmen. Man kann eine psychische Störung nicht  auf der Grundlage von physischen Befunden – bzw. auf der Grundlage von physischen Fakten bestimmen. (vgl. mit Kant Zitat 7)

In dieser Hinsicht hat sich Emil Kraepelin getäuscht der geglaubt hat, dass die Psychiatrie sich zu einem kräftigen Zweig der medicinischen Wissenschaft fortentwickelt. (vgl. mit Kraepelin Zitat 2) und der daher geglaubt hat dass man die Einheit Dementia praecox alsbald allgemein gültig diagnostisch bestimmen kann. (vgl. mit Kraepelin Zitat 1)

Eine psychische Störung bzw. eine psychiatrische Diagnose kann man nicht objektivieren. Man täuscht sich wenn man glaubt, dass man eine psychische Störung bzw. eine psychiatrische Diagnose objektivieren kann. In der  Erkenntnisbasis findet sich der tiefer liegende Grund warum man eine psychische Störung nicht objektiv, sondern nur subjektiv gültig bestimmen kann.

Viele Forscher in der psychiatrischen Wissenschaft der Gegenwart haben dies noch nicht realisiert. Vergeblich versuchen sie mit physischen bzw. körperlichen Methoden gewisse psychische Störungen zu objektivieren. So versucht man beispielsweise die Diagnose Schizophrenie oder die Diagnose ADHS durch die Genetik, durch die funktionelle Bildgebung z.B. mittels der Methode der funktionellen Magnetresonanztomographie oder durch sonstige physische Methoden zu objektivieren. Vorhersehbar wird dies nicht gelingen. Man kann ein psychisches Phänomen nicht objektivieren. Dies ist unmöglich.

Ein psychisches Phänomen erscheint im Bewusstsein einer Person. (griechisch: phenomenon – das was erscheint, das Erscheinende). Ein solches Erkenntnisobjekt ist ein mentales Erkenntnisobjekt, ein solches Erkenntnisobjekt kann man nicht objektivieren. Ein solches Erkenntnisobjekt kann man nicht direkt auf den Körper zurückführen (vgl. mit Kant Zitat 7) und man kann es daher auch nicht auf der Grundlage der Körperlichkeit bestimmen. Man täuscht sich wenn man so denkt. Man missversteht eine psychiatrische Idee wenn man so denkt.

Karl Jaspers hat dies erkannt. Karl Jaspers schreibt daher, dass die Idee der Krankheitseinheit – gemeint in der Psychiatrie – sich niemals verwirklichen lässt (vgl. mit Jaspers Zitat 6)

Man kann daher eine psychiatrische Diagnose nicht objektiv bestimmen. Man kann nur manch eine psychiatrische Diagnose – bzw. das Entstehen manch einer psychischen Störung körperlich allgemein anerkannt erklären – aber diagnostisch objektiv bestimmen und allgemein gültig entscheiden, ob eine bestimmte psychische Störung vorliegt oder nicht vorliegt – dies kann man dadurch nicht. (Weiteres dazu auf Poster 6: Diagnosis in Psychiatry – the Role of Biological Markers – an investigation in the light of Immanuel Kant`s philosophy)

Abschließend kann man sagen, dass die Psychiatrie zwar eine empirische Wissenschaft ist – so wie die Medizin eine empirische Wissenschaft ist. In der Psychiatrie kann man die psychischen Störungen jedoch nicht auf der Grundlage der Körperlichkeit bestimmen, wie dies in der Medizin in vielen Fällen möglich ist, sondern kann man in der Psychiatrie die psychischen Störungen nur auf der Grundlage von Ideen erkennen, die man auf die psychischen Auffälligkeiten projiziert. Die psychiatrischen Einheiten gründen sich also auf psychiatrische Ideen die man auf diese gesundheitlichen Störungen anwendet.

Während man also in der  Medizin viele medizinische Einheiten auf der Grundlage von Fakten empirisch fundiert allgemein gültig bestimmen kann, ist dies in der Psychiatrie grundsätzlich nicht möglich, sondern kann man in der Psychiatrie auf der Grundlage von Ideen empirisch nur angenähertes Wissen erlangen. Man kann sich in der Psychiatrie dem Ganzen als Idee – wie dies Karl Jaspers formuliert hat – durch das Schema der Idee – und damit durch die psychiatrische Kategorie – nur nähern, das Ganze als Idee kann ich nicht geradezu erkennen (vgl. mit Jaspers Zitat)

Man erkennt damit den großen Unterschied zwischen der Psychiatrischen Wissenschaft und der Medizinischen Wissenschaft.

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(letzte Änderung 04.01.2018, abgelegt unter: Diagnostik, Psychiatrie, psychiatrische Wissenschaft)

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