Erschöpfung (Erschöpfungszustand)

Die Erschöpfung ist ein klinisches Phänomen.

Es ist die Erschöpfung ein Zustand bei der die betroffene Person in ihrer Leistungsfähigkeit erheblich eingeschränkt ist. Die betroffene Person hat das Gefühl dass sie „nicht mehr kann„, und sie ist in diesem Sinn in ihrem Vermögen und in ihrer Leistungsfähigkeit erheblich eingeschränkt.

Man kann daher auch sagen, dass die Person im Zustand der Erschöpfung in ihrer Fähigkeit etwas zu leisten erheblich eingeschränkt ist.

Dabei kann man eine körperliche Erschöpfung von einer psychischen Erschöpfung unterscheiden. Bei der körperlichen Erschöpfung stehen körperliche Symptome und körperliche Phänomene im Vordergrund, hingegen bei der psychischen Erschöpfung psychische Symptome und psychische Phänomene.

Schließlich kennt man auch den Begriff der nervlichen Erschöpfung.

Der Begriff der Erschöpfung im Sinn der körperlichen Erschöpfung ist in der Medizin nicht näher definiert. Auch der Begriff der psychischen Erschöpfung ist in der Psychiatrie nicht näher definiert.

Auf der Grundlage der klinischen Erfahrung kann man dazu jedoch folgendes sagen:

Physiologisch betrachtet handelt es sich bei der körperlichen Erschöpfung um einen Zustand, wie er nach extremer körperlicher Belastung auftritt. Es liegt auf der Hand, dass eine Erschöpfung, insbesondere bei schlechtem Trainingszustand schnell auftritt, also bei Konditionsmangel. Bei der körperlichen Erschöpfung kommt es zur Abweichung in der Stoffwechsellage. Diese Abweichung in der Stoffwechsellage tritt in Folge der maximalen Belastung, also in Folge des hohen Verbrauchs von Sauerstoff und Nährstoffen auf und es kommt zur der Bildung von gewissen Stoffwechselprodukten die schließlich auch im Blut feststellbar sind. Die Abweichung vom normalen Zustand und damit von der Norm erklärt warum es allmählich zu einer Befindlichkeitsstörung und damit zum Auftreten von Symptomen und zum Phänomen der Schwäche kommt. Bei extremer lang andauernder Beanspruchung tritt auch bei einer konditionell gut trainierten Person ein Erschöpfungszustand auf, weil die Reserven allmählich erschöpft sind und daher eine Ungleichgewichtssituation im Stoffwechsel eintritt.

Es kommt also durch die maximale Belastung über einen längeren Zeitraum, bei nicht ausreichender Regeneration, zu einer Devianz in der Stoffwechsellage und dadurch bedingt zur Erschöpfung, die letztlich mit einer Störung im Befinden einhergeht. Letztlich kann eine solche Störung bis zur Dekompensation des Stoffwechsels führen, wobei sich dies auf der Befindlichkeitsebene durch die Zunahme der Symptome und Phänomene manifestiert.

Durch das Ende der Belastung und durch die Zufuhr von Flüssigkeit und Nährstoffen kann sich das System wieder erholen und regenerieren. Das heißt der Organismus kann die Störung im Lauf der Zeit wieder ausgleichen und kompensieren, und es kommt damit zur Normalisierung des Zustandes und der Befindlichkeit. Aus der Erfahrung kennt man allerdings Fälle bei denen ein point of no return überschritten worden ist und eine Regeneration, auch nach dem Wegfall der  Belastung, nicht mehr eingetreten ist und wo die Person nach einer solch extremen Erschöpfung – etwa nach extremer Bergtour noch ins Spital gebracht worden ist – und trotz der Behandlung/Therapie verstorben ist (weil bereits irreversible Störungen und eventuell Schäden an Organen eingetreten sind).

Bei der psychischen Erschöpfung handelt es sich in vielen Fällen um einen Zustand, wie er nach sehr hoher, mehr oder weniger lang andauernder starker psychischer Belastung sich entwickelt hat, laienhaft spricht man dann oftmals von einem Burnout bzw. einem Burnout-Syndrom. Dabei tritt zuerst das Stadium des psychischen Reizzustandes auf, der allmählich in einen psychischen Erschöpfungszustand übergeht. Auch hierbei kommt es – so wie bei der körperlichen Erschöpfung – letztlich zu einem signifikanten Leistungsabfall.  Eine lebensgefährliche Erschöpfung – wie bei der körperlichen Erschöpfung – tritt dabei allerdings nicht auf. Ein psychischer Erschöpfungszustand manifestiert sich oftmals auch in der Form des klinischen Erscheinungsbildes einer Depression oder nach chronischer Belastung etwa im Rahmen einer schweren körperlichen Krankheit.

Daneben findet man das klinische Erscheinungsbild der psychischen Erschöpfung mit schneller Ermüdbarkeit und generell verminderter Leistungsfähigkeit auch bei Organischem Psychosyndrom (OPS) unterschiedlicher Genese (Ätiologie).

Ein psychischer Erschöpfungszustand ist also ein unspezifisches klinisches Phänomen das sich im Zusammenhang von diversen klinischen Erscheinungsbildern zeigen kann und bedarf daher der ärztlichen/fachärztlichen Abklärung.

Neurophysiologisch betrachtet kann man sagen, dass bei der nervlichen Erschöpfung bzw. bei der psychischen Erschöpfung die hohe bis maximale nervliche Belastung über den langen Zeitraum zu einer Funktionsstörung und in diesem Zusammenhang auch zu einer Stoffwechselstörung auf der Ebene des Nervensystems geführt hat und sich dies in den entsprechenden psychischen Symptomen und psychischen Phänomenen manifestiert. Man hat nämlich herausgefunden, dass die übermäßige Belastung zu einem Mangel und Ungleichgewicht auf der Ebene der Botenstoffe führt, die auch als Transmitter bezeichnet werden, und dass  dadurch bedingt die verschiedenen psychischen Symptome und psychischen Phänomene auftreten. Das heißt es kommt in Folge dieser neuronalen Stoffwechselstörung, wie sie sich auf der Ebene des Nervensystems abspielt, insbesondere zu einem Leistungsabfall in den psychischen Funktionen. Gleichzeitig ist allerdings auch die körperliche Leistungsfähigkeit erheblich vermindert. Bei der psychischen Erschöpfung ist auch zu bedenken, dass die langzeitmäßige psychische Belastung zu unvorteilhaften Lernprozessen bzw. zu ungünstigen Anpassungsprozessen geführt hat, die nicht nur zu einer Veränderung in der Stoffwechsellage geführt haben, sondern die wahrscheinlich auch zu einer Modifikation der neuronalen Muster im Sinn einer ungünstigen Anpassung an den Überlastungszustand geführt haben. Man kann also sagen, dass diese Veränderungen, wie sie durch den Lern- und Anpassungsprozess zustande gekommen sind zu einer „Deformation“ der zuvor normalen  neuronalen Muster und Funktionen auf der Ebene des Nervensystems infolge der Vorgänge geführt haben, die als Folge der Neuroplastizität aufgetreten sind. Dies gilt wahrscheinlich vor allem für den Zustand den man als Burnout bezeichnet.

Man kann also in diesem Fall von einem durch die langzeitmäßige Störung bedingten Lernprozessen sprechen, der sich letztlich in einer unvorteilhaften Konditionierung niedergeschlagen hat.

Man kann also bei der psychischen Erschöpfung – wie sie nach langzeitmäßiger psychischer Belastung bzw. chronischer psychischer Überlastung auftritt – etwa bei einem sogenannten Burnout-Syndrom – von einer unvorteilhaften Konditionierung sprechen. Diese Annahme ergibt sich aus der Tatsache, dass entsprechende psychische Symptome und psychische Phänomene bei solchen gesundheitlichen Störungen noch lange Zeit fortbestehen, auch wenn die psychische Belastung längst nicht mehr gegeben ist.

Erkenntnistheoretisch bzw. philosophisch betrachtet handelt es sich beim Begriff „Erschöpfung“ um den Begriff einer Idee, der einen Funktionszustand bzw. einen Funktionsablauf beschreibt. Der Begriff dieser Idee erscheint also im Bewusstsein der erkennenden Person, wenn diese Person gewisse Phänomene und Symptome durch den Bezug auf das Schema dieser Idee – also durch den Bezug auf diese systematische Einheit auffasst (vgl. mit Kant Zitat 7). Damit handelt sich beim Begriff „Erschöpfung“ um einen regulativen Begriff, der sich auf eine systematische Einheit bezieht (vgl. mit Kant Kitat 7), durch die man diesen Zustand beschreiben, auffassen und auf der Ebene der Vorstellungen bestimmen kann. Auf der Ebene der „physischen“ Objekte kann man allerdings keine eindeutigen Kriterien angeben, durch die man das klinische Erscheinungsbild einer Erschöpfung objektiv bestimmen kann – eben weil diese Einheit nur auf der Ebene der mentalen Objekte definiert ist. Vielmehr muss man das Phänomen der Erschöpfung vorerst klinisch phänomenologisch erfassen, und kann man erst sekundär das Auftreten dieses Phänomens – etwa durch festgestellte objektive körperliche Befunde (Laborparameter etc.) erklären. Beim Auftreten einer psychischen Erschöpfung kann man ebenfalls, wie beim Auftreten einer körperlichen Erschöpfung das Phänomen nur klinisch phänomenologisch auf der Grundlage der Anamnese und auf der Grundlage des psychischen bzw. psychiatrischen Befundes diagnostisch bestimmen bzw. kann man die gesundheitliche Störung nicht allein auf der Grundlage von irgendwelchen „physischen“ Parametern feststellen und entscheiden, ob eine psychische Erschöpfung vorliegt. (Weiteres zur Relation eines Phänomens zu seiner körperlichen Ursache auf Poster 6: Diagnosis in Psychiatry – the Role of Biological Markers – an investigation in the light of Immanuel Kant`s philosophy)

Es handelt sich also sowohl bei einem körperlichen Erschöpfungszustand, wie auch bei einem psychischen Erschöpfungszustand – wie er etwa bei einer Depression unter Umständen festgestellt wird, oder bei einer Burnout Symptomatik festgestellt wird – um ein klinisches Phänomen, das nicht körperlich physisch (physiologisch, biologisch) bestimmbar und daher auch nicht körperlich objektivierbar ist. Im Fall der körperlichen Erschöpfung sind die klinischen Parameter allerdings deutliche Zeichen für das Vorhandensein einer derartigen Störung, wenn gleich man allein auf der Grundlage  dieser Parameter im Zweifelsfall nicht objektiv entscheiden kann, ob es sich um einen Erschöpfungszustand im hier gemeinten Sinn handelt, oder um einen Krankheitszustand, wie er durch eine sonstige Ursache einer gesundheitlichen Störung – die durch sonst eine medizinische Diagnose erfasst wird – hervorgerufen wird. Entscheidend ist immer die Anamnese und und der klinisch phänomenologische Befund.

Man kann nämlich eine solche Idee – die philosophisch gesprochen eine bloße Idee ist – nicht physisch bestimmen und physisch überprüfen. Es handelt sich bei einer solchen Idee um eine Vorstellung, die zwar auf der Grundlage der (klinischen) Erfahrung – also empirisch entstanden ist – die man aber nicht physisch, das heißt im konkreten Fall nicht körperlich bestimmen kann. Man kann also eine solche Idee nicht objektivieren – sondern man kann sie allenfalls durch körperliche Befunde erklären – aber physisch überprüfen kann man sie auf dieser Grundlage nicht. Tatsächlich handelt es sich nämlich bei der Idee der „Erschöpfung“ um eine bloße Idee im Sinn von Immanuel Kant durch die man die klinischen Erscheinungen unter dieser systematischen Einheit (vgl. mit Kant Zitat 7 und Kant Zitat 8) auffassen kann – die man aber nicht physisch am Probierstein der Erfahrung im „hier und jetzt“ überprüfen kann. (vgl. mit Kant Zitat 10) – eben, weil es sich um eine bloße Idee (vgl. mit Kant Zitat 8) handelt, die lediglich auf der Ebene der Vorstellungen in Folge der Erfahrung entsteht. Man kann daher auch sagen, dass es sich bei der Idee der Erschöpfung um abgeleitetes Wissen handelt das man auf der Grundlage der Erfahrung gewonnen hat.

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(letzte Änderung 24.06.2021, abgelegt unter: burnout, Depression, Krankheit / gesundheitliche Störung, Definition, Medizin, Psychiatrie, Diagnostik)

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