Die Bewegung im Denken in der Psychiatrie resultiert aus der Dialektik

Die geistige Bewegung im Denken in der Psychiatrie resultiert aus der Dialektik der psychiatrischen Begriffe.

Man kann auch sagen: die Bewegung im psychiatrischen Denken resultiert aus dem Unterschied und dem Gegensatz der psychiatrischen Ideen.

Wird die Dialektik in der Psychiatrie nicht beachtet, so kommt das psychiatrische Denken zum Stillstand.

Wenn die psychiatrische Fachperson die Gegensätze der Ideen nicht beachtet, dann fällt ihr nichts mehr ein, weil keine geistige Spannung und damit keine geistige Bewegung aus der gegensätzlichen Spannung der Begriffe entsteht.

In diesem Fall muss die psychiatrische Fachperson zuerst gleichsam in der psychiatrischen Kategorie „nachschauen“ wie diese definiert ist – und was sie daher „denken“ und sagen soll. Dadurch kommt das spontane psychiatrische Denken praktisch zum Stillstand.

Das falsche Verstehen der psychiatrischen Ideen behindert also die spontane Entwicklung der Gedanken bzw. es behindert die spontane Assoziation der Vorstellungen der Fachperson in der Psychiatrie. Es ist daher in der Psychiatrie ein großes Problem, wenn man die psychiatrischen Ideen missversteht.

Das Missverstehen der Ideen in der Psychiatrie zieht nachteilige Folgen nach sich.

In dieser Hinsicht hat die breite Einführung der psychiatrischen Kategorien der ICD und DSM Klassifikation – ohne die Beachtung und Berücksichtigung der Erkenntnisbasis der psychiatrischen Einheiten dazu geführt, dass das dynamische Denken in der Psychiatrie weitgehend zum Stillstand gekommen ist (-> Weiteres dazu hier).

Aus diesem Grund gibt es in der psychiatrischen Praxis und in der psychiatrischen Wissenschaft im Vergleich zur Zeit vor Jahrzehnten kaum mehr psychiatrische fachliche Diskussionen. Dies bemerkt man als Fachperson auch auf den psychiatrischen Kongressen.

Man redet heutzutage in der Psychiatrie viel von Transmittern, Rezeptoren, der Funktionellen Bildgebung, überhaupt vom Nervensystem, aber kaum noch vom Zusammenhang der psychischen Phänomene und der Tatsache, dass diese auf der Grundlage von Ideen durch die Schemata der Ideen (vgl. mit Jaspers Zitat) erkannt werden – wie dies Karl Jaspers auf der Grundlage der Philosophie von Immanuel Kant realisiert und in seinem Buch: „Allgemeine Psychopathologie“ (ab der 4. Auflage) aufgezeigt hat.

Das biologische Denken in der Psychiatrie brachte zwar einerseits interessante Ansätze in Bezug auf das Verstehen und Erklären der Ursachen, oder besser gesagt das Verstehen von gewissen Faktoren dieser Ursachen bei gewissen psychischen Störungen. Andererseits erweckte das biologische Denken jedoch den Anschein, dass man ein psychiatrisches Konzept so ansehen verstehen kann, wie eine objektiv bestimmbare diagnostische Einheit in der Medizin.

Tatsächlich handelt es sich bei einer psychiatrischen Einheit um eine systematische Einheit und gibt es daher einen großen Unterschied zwischen einem Gegenstand in der Idee und einem Gegenstand schlechthin (vgl. mit Kant Zitat 7).

Es gibt also einen großen Unterschied zwischen einer nur subjektiv gültig bestimmbaren psychiatrischen Einheit und einer objektiv gültig bestimmbaren medizinischen Einheit.

Daher schreibt Karl Jaspers zu Recht, dass ich (in der Psychiatrie) das Ganze als Idee nicht geradezu erkennen kann (vgl. mit Jaspers Zitat).

Und es kann daher eine psychiatrische Einheit nur in Bezug auf einen definierten Typus erkannt und bestimmt werden, wohingegen in der Medizin viele diagnostische Einheit durch die Zugehörigkeit zu Gattungen bestimmbar sind (vgl. mit Jaspers Zitat).

Das in der Psychiatrie weit verbreitete das Missverstehen der psychiatrischen Ideen hat in der jüngeren Vergangenheit bis in unserer Gegenwart zu weitreichenden nachteiligen Konsequenzen geführt (Weiteres dazu in diesem Beitrag).

Tatsächlich handelt es sich bei einer psychiatrischen Idee um etwas ganz anderes als bei einer objektivierbaren medizinischen Idee oder bei einer objektiv bestimmbaren medizinischen Diagnose.

Eine psychiatrische Ideebasiert auf einer Annahme, auf einer Hypothese, die man „physisch“ nicht beweisen kann  (vgl. mit Kant Zitat 7). Eine psychiatrische Idee bzw. der Begriff einer psychiatrischen Idee ist eine projektierte Einheit.

Oder man kann auch sagen: eine psychiatrische Einheit ist eine systematische Einheit im Sinne von Immanuel Kant.

Eine solche Einheit bzw. eine solche Idee kann man nicht auf einen physischen Befund zurückführen und auf dieser Grundlage in der Diagnostik bestimmen.

Das bedeutet man kann eine solche Idee nicht objektivieren, eine solche Idee ist eine bloße Idee. im Sinne von Immanuel Kant (vgl. mit Kant Zitat 8).

Eine solche Idee bzw. das Schema einer solchen Idee ist ein methodisches Hilfsmittel wie dies Karl Jaspers treffend erkannt hat (vgl. mit Jaspers Zitat).

Daher läßt sich  (in der Psychiatrie) – wie dies ebenfalls Karl Jaspers erkannt hat – die Idee der Krankheitseinheit niemals verwirklichen (vgl. mitJaspers Zitat 6).

Bei einer Krankheitseinheit in der Psychiatrie handelt es sich also um ein eine Einheit, die durch ein Konzept erkannt wird. Es ist ein solches Konzept zwar ein nützliches Instrumentarium – aber eben nicht mehr als ein psychiatrisches Konzept (vgl mit Kant Zitat 8). Dies sollte man in der Psychiatrie – weder in der psychiatrischen Praxis noch in der psychiatrischen Wissenschaft außer Acht lassen!

Man ist also in der Psychiatrischen Diagnostik mit Ideen und nicht mit Fakten befasst (vgl. Kant Zitat 4)

Eine solche Idee ist zwar auf der Grundlage der Erfahrung – also empirisch entstanden – aber im Grunde genommen handelt es sich um ein Konzept bzw. um die systematische Einheit einer Idee.

Wenn man eine solche Idee missversteht und glaubt damit etwas erkannt zu haben, das man objektiv bestimmen kann, dann hat man sich getäuscht – dann hat man die Idee missverstanden und gerät man umgehend in Widersprüche (Antinomien) – wie dies ebenfalls bereits Karl Jaspers erkannt hat. (vgl. mit Jaspers Zitat, vergleiche auch mit Kant Zitat 10, Kant Zitat 3a und Kant Zitat 3)

Mit derartigen Anitnomien ist die psychiatrische Wissenschaft seit Jahrzehnten befasst und kann sie sich diese Rätsel nicht erklären, weil sie die Erkenntnisbasis der psychiatrischen Erkenntnisse nicht beachtet und berücksichtigt.

Vergeblich versucht man in der psychiatrischen Wissenschaft und hier insbesondere in der Biologischen Psychiatrie verschiedene Fragen durch empirische Studien auf statistischem Wege und mit der Hilfe von Metaanalysen zu klären.

Vorhersehbar wird dies nicht gelingen – eben, weil es sich bei psychiatrischen Erkenntnissen um Erkenntnisse handelt, die durch bloße Ideen gewonnen werden – oder anders formuliert: weil psychiatrische Diagnosen sich auf Erscheinungen – nämlich auf psychische Phänomene – gründen, die man grundsätzlich und prinzipiell nicht objektivieren kann. (vgl. mit Kant Zitat 22)

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Weiteres, insbesondere über die Konsequenzen, finden Sie im blog: Konsequenzen.

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(letzte Änderung 16.12.2017, abgelegt unter Dialektik, Diagnostik, Konsequenzen, Psychiatrie)

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