Über die Entwicklung der Theorien in der Psychiatrie

Die Erfahrung lehrt, dass die Theorien in der Psychiatrie weiterentwickelt worden sind.

So sind zum Beispiel die psychologischen Theorien in der Psychiatrie weiter entwickelt worden, und ebenso sind auch die biologischen Theorien in der Psychiatrie auf der Grundlage der Erfahrungen weiter entwickelt worden.

Durch die Erfahrungen hat man neue Zusammenhänge entdeckt und hat man demgemäß die Theorien weiter entwickelt.

So wie man in den Naturwissenschaften auf der Grundlage von neu beobachteten Phänomenen die Theorien weiter entwickelt hat, so hat man auch in in der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) auf der Grundlage von neuen Erfahrungen und Beobachtungen die Theorien weiter entwickelt.

Es wurden also neue Zusammenhänge wurden erkannt und in das theoretische Gebäude übernommen. (vgl. mit Jaspers Zitat 2)

So hat man beispielweise bei den depressiven Störungen vor einiger Zeit auch die ausgeprägten Stressreaktionen beobachtet und in weiterer Folge untersucht was  für Auswirkungen diese Gegebenheiten auf das Immunsystem haben. Man hat also untersucht wie sich psychische Belastungen als Ursache auf psychische Phänomene auswirken und auch wie sie sich auf das Immunsystem auswirken.

In weiterer Folge sind sodann biologische Theorien entwickelt worden, die auch diese Zusammenhänge erklären. Man gelangte damit zu Vorstellungen bzw.  Theorien, die Aussagen über die Auswirkung der Psyche auf die zerebralen Funktionen und damit auf die Hypophysen – Nebennieren-Achse haben und Veränderungen im Hormonhaushalt (Cortisolausschüttung, Adrenalinausschüttung etc.) bewirken. Tatsächlich kann man derartige Auswirkung auch physisch nachweisen.

In diesem Sinne können die Theorien in der Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie aber selbstverständlich auch in der Medizin in Abhängigkeit von der Beobachtung und Berücksichtigung der Erfahrung letztendlich unendlich weiter entwickelt werden.

Man erkennt damit, dass man die verschiedensten Zusammenhänge, sowohl auf biologischer, wie auch auf psychologischer, oder sonst einer Ebene betrachten, studieren und unter der Leitung von Ideen (vgl. mit Jaspers Zitat) studieren kann.

Immer handelt es sich dabei – philosophisch gesprochen – um regulative Prinzipien, im Sinn von Immanuel Kant durch die man einen Zusammenhang von Erscheinungen gemäß einer Einheit (vgl. mit Kant Zitat 2) gemäß einem Prinzip (vgl. mit Kant Zitat 25) erklärt und studiert.

Man erkennt damit dass die Entwicklung zu keinem Ende kommen wird. Immer kann man noch weitere Zusammenhänge beschreiben und weitere Zusammenhänge als wirksam erklären.

Man wird vorhersehbar auf empirisch-statistischer Ebene nicht all diese Zusammenhänge  erforschen können, trotzdem kann ein solcher Zusammenhang im einzelnen Fall wesentlich sein und kann es nützlich sein über dieses theoretische Wissen zu verfügen, vorausgesetzt man wendet das Wissen bzw. die Theorie angemessen an. (vgl. mit Kant Zitat 2 und Kant Zitat 3)

Man kann also durch all diese Theorien den Sachverhalt nach den verschiedenen Prinzipien der Einheit erklären, ohne im einzelnen Fall beweisen zu können welches Prinzip das wesentlichste ist. (vgl. mit Kant Zitat 2)

Dies ist im Gegensatz zu einer psychiatrischen Theorie in manchen Fällen einer medizinischen Theorie möglich. Zum Beispiel kann man in der Medizin bei einem Fall mit unklaren Brustschmerzen, wo der Verdacht aufkommt, dass ein Herzinfarkt aufgetreten ist, diese Idee bzw. diese Verdachtsdiagnose und somit  diese Theorie im konkreten Fall physisch überprüfen und feststellen, ob die theoretische Vorstellung zutrifft oder nicht zutrifft. Das heißt man kann in der Medizin manch eine theoretische Vorstellung objektivieren. In der Psychiatrie kann man eine theoretische Vorstellung jedoch nur ausnahmsweise praktisch physisch überprüfen. So kann man z.B. manch eine psychische Störung auf eine exogene Ursache zurückführen und dadurch erklären (z.B. ein Rauschsyndrom).

Aber in der Regel kann man in der Psychiatrie ein psychiatrisches Konzept nicht in diesem Sinne physisch überprüfen, man kann ein psychiatrisches Konzept nicht am Probierstein der Erfahrung prüfen (vgl. mit Kant Zitat 10). Man kann nur in der Vorstellung, also nur auf der Ebene der Vorstellungen durch Überlegung „prüfen“ welches Prinzip im gegebenen Fall von welcher Bedeutung ist, und kann man dann im Rahmen des therapeutischen Vorgehens nach dieser persönlichen Einsichten handeln – so wie sich diese aus den theoretischen Überlegungen ergeben hat.

An diesem Punkt erkennt man, dass es die therapeutische Aufgabe bzw. der Kunst des einzelnen ArztesIn / TherapeutenIn überlassen bleibt das Wesentliche im konkreten Fall – auf der Ebene der Ideen zu erkennen – um sodann in der Praxis das best Mögliche zu tun. (vgl. mit Kant Zitat 2)

Man erkennt damit wie wichtig es ist, dass eine therapeutisch tätige Person alle möglichen Prinzipien, alle relevanten Wirkebenen und Wirkprinzipien, also alle Theorien und auch alle praktischen Vorgehensweisen kennt, wie sie im gegenständlichen Fall von Bedeutung sein können, weil nur dann auf der Ebene der Vorstellungen, durch abwägendes Überlegen best möglich „geprüft“ werden kann, welche Therapie bzw. welche Therapiemethode im gegenständlichen Fall, in der momentanen Situation die wesentliche ist und demgemäß zum Einsatz kommen soll.

Kurz gesagt man sollte alle relevanten Theorien und Methoden kennen um im konkreten Fall das subjektiv das wesentliche zu erkennen um sodann das subjektiv als „richtig“ erkannte zu tun.

Mit anderen Worten man muss den Sachverhalt nach allen möglichen Richtungen bedenken und prüfen um sodann das best mögliche zu tun  – bzw. um die aussichtsreichste Behandlung zu unternehmen. (vgl. mit Kant Zitat 2)

Damit wird deutlich welchen Stellenwert die therapeutische Kunst im Vergleich zur Wissenschaft im konkreten Fall hat.

Man erkennt damit die Grenzen der wissenschaftlichen Forschung im Hinblick auf die Anwendbarkeit bzw. Übertragbarkeit der Ergebnisse der Forschung auf den konkreten Fall.

Die sogenannten Leitlinien, wie sie auf Basis der wissenschaftlichen Forschungsergebnisse erstellt werden, können also nur gewisse Eckdaten liefern, die dem praktisch tätigen Arzt als Anhaltspunkte dienen.

Der praktisch tätige Arzt muss unter Abwägung all der zu vorgenannten Informationen, in Absprache mit dem Patienten danach trachten die best mögliche Entscheidung zu treffen um dadurch das best Mögliche zu tun. (vgl. mit Kant Zitat 2)

Mit anderen Worten die Wissenschaft kann nur begrenzt für den konkreten Fall gültiges Wissen hervorbringen. Immer muss das Allgemeine, wie es die Wissenschaft auf statischem Wege hervorgebracht hat, relativiert werden bevor es nutzbringend auf den konkreten Fall angewandt wird.

Da das allgemeine Wissen im Sinne eines gemittelten Wissen – wie es auf statistischem Wege erlangt wird – für den konkreten Fall, für das konkrete Individuum nur beschränkt gültig und daher nur fraglich Nutzen bringend übertragbar ist,  ist es die Aufgabe des praktisch tätigen Arztes die wissenschaftlichen Erfahrungen zwar zu berücksichtigen, vor allem aber auch die individuelle Situation des Patienten zu berücksichtigen um erst sodann gemeinsam mit dem Patienten die best mögliche Vorgehensweise zu finden.

Die bestmögliche Entscheidung kann also nicht allein auf Grund der wissenschaftlichen Daten erfolgen, sondern ist sehr wohl auch die persönliche Situation bzw. Gegebenheit und letztlich auch die Vorstellung und der Wille des Patienten zu berücksichtigen.

Damit wird deutlich wo die ärztliche Kunst beginnt und wo die Grenzen der wissenschaftlichen Empfehlung gelegen sind.

Es ist die ärztliche Aufgabe die allgemeinen Informationen, wie sie die Wissenschaft liefert zu berücksichtigen, daneben müssen allerdings auch die Informationen berücksichtigt werden, wie sie sich aus dem konkreten individuellen Sachverhalt ergeben – und das erfordert eben ärztliche Kunst und nicht nur Wissenschaft.

Es fällt dem Arzt also die  Aufgabe zu, das Wesentliche und Individuelle im konkreten Fall zu erkennen um sodann unter Berücksichtigung und Gewichtung der Ideen gemeinsam mit dem Patienten herauszufinden und zu entscheiden, was Sache ist und am besten zu tun ist.

Letztlich sollte daher nicht nur der Arzt und Therapeut unter Einsatz seines Wissens und Kritikvermögens das Bestmögliche tun, sondern auch der Patient sein eigenes Wissen und seine eigene Lebenserfahrung nicht gering schätzen, und danach trachten seine selbstverschuldete Unmündigkeit bestmöglich zu überwinden. (vgl. mit Kant Zitat 11  Aufklärung)

Erst dann wird man sagen können, dass sowohl der Arzt / Therapeut, wie auch der Patient im wahrsten Sinne des Wortes aufgeklärt sind, und sie sich nicht in unangemessener Art und Weise – von welcher Seite auch immer – bevormunden lassen – um die bestmögliche Behandlung zu finden. (vgl. mit Kant Zitat 11 Aufklärung)

(letztes update 3.6.2011)

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