Typen der Schizophrenie

Eugen Bleuler der die diagnostische Einheit Schizophrenie ausgehend von der diagnostischen Einheit Dementia praecox entwickelt hat, unterschied verschiedene Formen dieser schweren psychischen Störung.

Die Tatsache dass die klinischen Erscheinungsbilder heterogen waren veranlasste Eugen Bleuler dazu verschiedene Formen bzw. verschiedene Typen zu beschreiben und diese damit zu definieren.

Es war Eugen Bleuler nicht möglich unter einem einzigen Begriff die Vielfalt dieser psychischen Erscheinungen – die allesamt die charakteristischen Merkmale einer Schizophrenie zeigen – zu erfassen und zu definieren. Daher gelangte Eugen Bleuler zur Gruppe der Schizophrenien.

Aus den ursprünglichen Typen dieser Gruppe sind bekanntlich in weiterer Folge, die heute in Verwendung befindlichen-

– Kategorien der Psychiatrischen ICD-10 Klassifikation entwickelt worden (siehe -> WikiBeitrag):

F 20.0 paranoide Schizophrenie

F 20.1 Hebephrenie

F 20.2 katatone Schizophrenie

F 20.3 undifferenzierte Schizophrenie

F 20.4 Postschizophrene Depression

F 20. 5 Schizophrenes Residuum

F 20.6 Schizophrenia simplex

-und ebenso sind auf diese Art und Weise die Kategorien der DSM-IV Klassifikation entwickelt worden (siehe -> WikiBeitrag):

295.30 paranoider Typus

295.10 desorganisierter Typus

295.20 katatoner Typus

295.90 undifferenzierter Typus

295.60 residualer Typus

Vergleicht man diese Untergruppen, wie sie einerseits in der psychiatrischen ICD-10 Klassifikation aufgelistet sind mit denjenigen, wie sie in der DSM-V Klassifikation aufgelistet sind, so bemerkt man einerseits Gemeinsamkeiten und andererseits Unterschiede.

Bezüglich der Unterschiede ist bemerkenswert zu beachten, dass in der DSM Klassifikation von Typen die Rede ist.

Tatsächlich handelt es sich nämlich bei den psychischen Phänomenen in der Psychiatrie – und nicht nur bei den psychischen Störungen vom Typ der Schizophrenie – um Typen im philosophischen Sinn. Es handelt sich dabei nämlich um diagnostische Einheiten, die nur durch die Begriffe der Ideen erkennbar sind (vgl. mit Kant Zitat 7).

In der psychiatrischen Praxis und auch in der psychiatrischen Wissenschaft erfasst man in erster Linie psychische Phänomene in Bezug auf einen (definierten) Typus – das heißt in Bezug auf eine (definierte) Idee.

In diesem Sinne erfassen wir in der psychiatrischen Praxis die psychopathologischen Phänomene, die die charakteristischen Merkmale einer psychischen Störung sind durch das Schema der Idee (vgl. mit Kant Zitat 7 und mit Jaspers Zitat).

Wenn die untersuchende Person auf der Ebene ihrer Ideen zur Feststellung eines solchen Phänomens gelangt, und sodann auch noch die weiteren, charakteristischen psychischen Phänomene einer diagnostischen Einheit im konkreten Fall findet, dann gelangt sie damit zur entsprechenden psychiatrischen Diagnose.

Mit anderen Worten: die untersuchende Person gelangt damit entweder zu einer psychiatrischen Diagnose gemäß der psychiatrischen ICD-10 Klassifikation, oder zu einer psychiatrischen Diagnose gemäß der DSM-V Klassifikation wenn sie die entsprechenden Merkmale auf der Ebene ihrer Vorstellungen bzw. auf der Ebene ihrer Ideen findet. Wenn also diese Merkmale die Kriterien der jeweiligen psychiatrischen Kategorie der angewandten psychiatrischen Klassifikation hinreichend erfüllen, dann wird die entsprechende psychiatrische Diagnose (subjektiv gültig) festgestellt.

Es ist also, so wie dies Karl Jaspers treffend erkannt hat. Wir erfassen in der Psychiatrie die psychischen Erscheinungen gemäß gewisser Typen unter der Führung von Ideen, die durch die Schemata dieser Ideen definiert sind. (vgl. mit Jaspers Zitat)

Tatsächlich sind nämlich die psychiatrischen Kategorien der psychiatrischen ICD-10 Klassifikation, und die psychiatrischen Kategorien der DSM-V Klassifikation die jeweiligen Schemata der entsprechenden psychiatrisch-diagnostischen Ideen.

Man sieht aus diesem Vergleich, dass  Karl Jaspers auch mit seiner Aussage, dass es sich bei diesen Ideen (Einheiten) um methodische Hilfsmittel handelt die grenzenlos korrigierbar und verwandelbar sind völlig recht hatte.

Tatsächlich sind diese Einheiten nämlich seit der 1. Definition durch Eugen Bleuler weiter modifiziert und geringfügig „verwandelt“ worden.

Dies war möglich, weil es sich bei den Begriffen der psychiatrischen Ideen um systematische Einheiten im Sinne von Immanuel Kant handelt.  Es sind diese Begriffe also regulative Begriffe, die sich auf der Ebene der Ideen durch ihre Definitionen gegenseitig regeln. Es handelt sich also bei den psychiatrischen Ideen um (psychologische) Ideen, die bloße Ideen im Sinne von Immanuel Kant sind – oder man kann auch sagen: weil diese Ideen hypothetische Konzepte sind – oder man kann auch sagen: weil diese Ideen projektierte Einheiten im Sinne von Immanuel Kant sind, kann man die psychischen Auffälligkeiten unter verschiedenen Gesichtspunkten geistig auffassen und diagnostizieren.

Eine psychiatrisch-diagnostische Idee bzw. eine psychiatrische Kategorie ist nämlich eine geistige Form unter der ein gewisses klinisches Erscheinungsbild aufgefasst werden kann. Man kann daher psychische Auffälligkeiten von der Form einer schizophrenen Störung unter der entsprechenden Form bzw. Kategorie der ICD-10  Klassifikation auffassen, oder unter der entsprechenden Form bzw. Kategorie der DSM-V Klassifikation auffassen, oder unter sonst einer passenden Form, etwa der ursprünglichen Formen, wie sie zu Zeiten des Emil Kraepelin in Verwendung waren, oder wie sie noch früher zu Zeiten des Wilhelm Griesinger in Verwendung waren (weiteres dazu in diesem Beitrag),  oder wie sie noch früher zu Zeiten des Philippe Pinel durch erste psychische Symptomenkomplexe definiert worden sind – geistig auffassen.

Man erkennt damit, dass die diagnostische Einheit Schizophrenie mit ihren Unterformen tatsächlich ein methodisches Hilfsmittel im Sinn von Karl Jaspers ist (vgl. mit Jaspers Zitat).

Man kann auf der Grundlage von solchen methodischen Hilfsmitteln z.B. psychische Störungen von der Form bzw. vom Typus einer Schizophrenie – oder von der Form oder dem Typus einer sonstigen psychischen Störung – unter der jeweiligen Kategorie auffassen bzw. – philosophisch gesprochen – das jeweilige klinische Erscheinungsbild durch den Bezug auf das Schema der jeweiligen Idee auffassen – wenn dieses (geistige) Bild dem Ideal – dem Typus hinreichend entspricht.

In diesem Sinne fassen wir in der Psychiatrie – und nicht nur in der Psychiatrie, sondern auch in der Psychologie und Psychotherapie – ja selbst im alltäglichen Leben – ständig psychische Erscheinungen (Phänomene) durch den Bezug auf die jeweiligen psychologischen Ideen auf. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Wir gelangen damit also zu den Begriffen von psychologischen Ideen, die in unserem Bewusstsein als mentale Objekte, als Gegenstände in der Idee erscheinen. (vgl. Kant Zitat 7)

In diesem Sinne sind wir ständig mit Ideen im Sinne von Immanuel Kant befasst – auch wenn wir uns dessen im Alltag gar nicht bewusst sind.

(letzte Änderung 1.1.2015, abgelegt unter Schizophrenie, Psychiatrie)

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