Psychose – Begriff angemessen verwenden

Man sollte den Begriff Psychose angemessen verwenden. Bekanntlich bezeichnet eine Psychose eine schwere psychische Störung und sind damit für den Patienten  weitreichende Folgen verbunden. Daher sollte man den Begriff Psychose kritisch und angemessen verwenden.

Man sollte sich dessen bewusst sein, dass die Feststellung „Psychose“ eine relative und keine absolute Erkenntnis ist.

Wenn das klinische Erscheinungsbild deutlich ausgeprägt ist, das heißt wenn das klinische Erscheinungsbild typisch ist, dann wird man den Begriff verwenden, ansonsten sollte man ihn jedoch nicht verwenden.

Wenn eine Person in der Vorzeit eine psychische Störung vom Ausmaß einer Psychose gehabt hat, dann sollte man den Begriff Psychose nicht mehr verwenden wenn das klinische Erscheinungsbild sich weitgehend zurückgebildet hat und die Kriterien einer Psychose aktuell nicht mehr erfüllt sind. In einem solchen Fall ist nämlich die Verwendung des Begriffs nicht mehr angemessen und daher auch nicht mehr gerechtfertigt. Wenn man den Begriff Psychose als Fachperson weiterhin verwendet, obwohl die klinischen Kriterien nicht mehr erfüllt sind, dann trägt dies wesentlich zur Stigmatisierung bei, die man an und für sich vermeiden wollte.

Eine psychiatrische Idee – und damit auch die psychiatrische Einheit „Psychose“ – ist nämlich nicht konstitutiv sondern nur regulativ. Nur weil eine Person zu einem früheren Zeitpunkt eine psychische Störung vom Schweregrad einer Psychose gehabt hat sollte man diese psychiatrische Diagnose nicht weiterhin verwenden wenn sich die Symptomatik (weitgehend) zurückgebildet und normalisiert hat. Tut man dies, so ist dies falsch und fachlich in keiner Weise gerechtfertigt – und schadet man damit dem Patienten. Wenn die Kriterien der zugehörigen psychiatrischen Kategorie nicht mehr erfüllt sind, dann sollte man die psychiatrische Diagnose nicht mehr verwenden. Daher ist diesbezügliche Kritik gerechtfertigt.

Man sollte also in der Psychiatrie sich der Erkenntnisbasis und der Beschränktheit des psychiatrischen Wissens bewusst sein. Man sollte sich dessen bewusst sein, dass man in der Psychiatrie nur relatives Wissen in Bezug auf definierte Ideen erlangen kann. Gleichzeitig sollte man sich auch dessen bewusst sein, dass solches Wissen beschränktes Wissen ist. Es gibt in der Psychiatrie keine Möglichkeit eine psychiatrische Diagnose, die auf der Grundlage von psychischen Phänomenen und auf der Grundlage von einem psychiatrischen Konzept gewonnen worden ist zu objektivieren. (Weiteres auf dazu auf Poster 6: Diagnosis in Psychiatry – the Role of Biological Markers – an investigation in the light of Immanuel Kant`s philosophy)

Man kann im Zweifelsfall in der Psychiatrie nicht auf der Grundlage von körperlichen Befunden allgemein gültig entscheiden, ob eine psychiatrische Diagnose zutreffend ist oder nicht – wie dies bei vielen medizinischen Diagnosen möglich ist. Viele medizinische Diagnosen und damit auch viele  Verdachtsdiagnosen in der Medizin kann man nämlich auf der Grundlage von objektiven Befunden allgemein gültig überprüfen, sprich man kann diese Diagnosen objektivieren. Dies ist jedoch in der Psychiatrie wegen der andersartigen Erkenntnisobjekte nicht möglich. Ein psychisches Phänomen und auch ein psychopathologisches Phänomen und daher auch eine psychiatrische Diagnose kann man nicht „physisch“ überprüfen.

Weil man in der Psychiatrie auf der Grundlage von Ideendie psychiatrischen Einheiten nur auf der Grundlage von Ideen erkennen kann, ist es nur möglich angenähertes bzw. beschränktes Wissen zu erlangen. (vgl. mit Jaspers Zitat)

Daher sollte man – wie Karl Jaspers sagt – eine solche Erkenntnis in der Schwebe halten. (vgl. mit Jaspers Zitat 2)

Beziehungsweise sollte man eine psychiatrische Idee – und in gleicher Weise eine psychologische Idee und in gleicher Weise auch eine psychotherapeutische Idee – nur relativistisch verwenden. (vgl. mit Kant Zitat 4)

Nur der relativistische Gebrauch einer solchen Idee ist richtig und angemessen –  nur dann wird die Verwendung einer solchen Idee – beziehungsweise die Verwendung eines solchen Konzepts zum Nutzen für den Patienten sein. (vgl. mit Kant Zitat 4)

Wenn man eine solche Idee nicht angemessen – das heißt nicht relativistisch, sondern konstitutiv verwendet, dann gerät man umgehend in Widersprüche (Antinomien) – wie dies Karl Jaspers aufgezeigt hat (-> Jaspers Zitat). Mit anderen Worten: man gerät durch die falsche Verwendung dieser Ideen in ewige Widersprüche und   Streitigkeiten. (vgl. mit Kant Zitat 3)

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(letztes update: 21.8.2011)

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