Wahrscheinlichkeit in der psychiatrischen Wissenschaft

Psychiatrisches Wissen basiert auf psychischen Phänomenen, also auf psychischen Erscheinungen (gr. phenomenon – das was erscheint, das Erscheinende).

Daher nimmt das Wissen in der psychiatrischen Wissenschaft seinen Ausgang von psychischen Erscheinungen, die gezählt und statistisch verrechnet werden.

Wissen das von psychischen Erscheinungen seinen Ausgang nimmt ist subjektives Wissen und es hat daher Wissen in der Psychiatrie und in der Psychologie den Erkenntniswert einer Scheinbarkeit im Vergleich zu einer anderen Scheinbarkeit (vgl. mit Kant Zitat 9b).

Dies ist etwa bei der Erkenntnis einer psychiatrischen Diagnose der Fall. Eine solche Diagnose wird mehr oder weniger scheinbar gewiss erkannt, je nach dem der psychische Symptomenkomplex typisch oder weniger typisch ist.

Es kann daher in der Psychiatrie, in der Praxis – in der Forensischen Psychiatrie – und in der psychiatrischen Wissenschaft nur scheinbar gewisses Wissen erlangt werden.

Daher kann in der psychiatrischen Praxis und in der psychiatrischen Wissenschaft kein so verlässliches Wissen und somit kein so valides Wissen und daher auch kein so reliables Wissen  gewonnen werden, wie dies in einem Teilbereich der Medizin möglich ist.

In der Medizin kann in dem Bereich, in dem das Wissen und damit die medizinischen Diagnosen auf der Grundlage von objektiven Befunden objektiv gewiss festgestellt werden, in der medizinischen Wissenschaft Wissen vom Grad der Annäherung zur Gewissheit erlangt werden. Es kann also in diesem Bereich in der medizinischen Wissenschaft Wissen vom Grad der mathematischen Wahrscheinlichkeit erlangt werden (vgl. mit Kant Zitat 9b).

Man kann also in der Medizin in einem Teilbereich Wissen auf der Grundlage von Fakten erlangen und damit zu Aussagen im Sinn der mathematischen Wahrscheinlichkeit gelangen, wohingegen in einem anderen Bereich der Medizin und in der Psychiatrie (Psychologie und Psychotherapie) grundsätzlich nur Wissen vom Grad der philosophischen Wahrscheinlichkeit und damit nur Wissen vom Grad einer Scheinbarkeit im Vergleich zu einer anderen Scheinbarkeit erlangt werden kann (vgl. mit Kant Zitat 9b).

(Weiteres dazu auf Poster 3: PROBABILITY IN MEDICINE AND IN PSYCHIATRY – IN THE LIGHT OF IMMANUEL KANT`S PHILOSOPHY)

Man erkennt also, dass durch statistische Studien in der Psychiatrie (Forensischen Psychiatrie, Psychologie, Psychotherapie) nur Wissen im Sinn der philosophischen „Wahrscheinlichkeit“ erlangt werden kann (vgl. mit Kant Zitat 9b), wohingegen in der Medizin, dort wo medizinische Erkenntnisse sich auf objektive Befunde gründen, Wissen im Sinn der mathematischen Wahrscheinlichkeit möglich ist. Das heißt in der Medizin kann in vielen Bereichen durch die statistischen Methoden Wissen gewonnen werden, wie dies in vielen Bereichen der Naturwissenschaft möglich ist. Dies ist jedoch in der Psychiatrie (Forensischen Psychiatrie,  Biologischen Psychiatrie), Psychologie und Psychotherapie grundsätzlich nicht möglich und muss man sich hier mit der Scheinbarkeit einem bloß subjectiv und praktisch hinreichenden Fürwahrhalten begnügen (vgl. mit Kant Zitat 9b).

Es kann also in diesen Erkenntnisbereichen wegen der ganz anderen Erkenntnisbasis nur beschränktes Wissen erlangt werden – also Wissen das keine Annäherung zur Gewissheit darstellt. (vgl. mit Kant Zitat 9b).

Diese Tatsache wird in der psychiatrischen Wissenschaft – und ihren Spezialdisziplinen (etwa in der Forensischen Psychiatrie) derzeit (noch) nicht beachtet. Daher befindet sich die psychiatrische Wissenschaft seit langem in Schwierigkeiten und in Problemen, die sie vorhersehbar weder durch Metaanalysen noch durch sonstige wissenschaftliche Untersuchungen lösen und überwinden kann.

Analoges gilt für die psychologische Wissenschaft und die psychotherapeutische Wissenschaft.

Es gilt was Karl Jaspers in seinem Buch „Allgemeine Psychopathologie“ geschrieben hat: dass sich die Idee der Krankheitseinheit (in der Psychiatrie) in irgendeinem einzelnen Fall niemals verwirklichen läßt (vgl. mit Jaspers Zitat 6).

Und, dass ich mich  dem Ganzen als Idee durch das Schema der Idee nur nähern kann (vgl. mit Jaspers Zitat).

Daher ist die psychiatrische Kategorie nur ein methodisches Hilfsmittel.

Wird diese Tatsache in der Psychiatrie (Psychologie) nicht berücksichtigt, so treten Widersprüche auf, die die psychiatrische Wissenschaft auf empirischem Wege nicht klären und nicht lösen kann.  Auch auf diese Tatsache des Auftretens von Widersprüchen (Antinomien) hat Karl Jaspers bereits in seinem Buch „Allgemeine Psychopathologie“ hingewiesen (vgl. mit Jaspers Zitat).

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(letzte Änderung 16.10.2016, abgelegt unter Wahrscheinlichkeit, psychiatrische Wissenschaft, Psychiatrie, Forensische Psychiatrie, Forensik)

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