psychiatrische Kategorie

Die psychiatrische Kategorie ist die Kategorie durch die psychische Störung in der psychiatrischen Diagnostik bestimmt wird.

Demgemäß kann die psychiatrische Fachperson (Psychiater/Psychiaterin) die krankheitswertige Störung der Psyche durch die passende psychiatrische Kategorie in der psychiatrischen Klassifikation erkennen und dadurch die psychiatrische Diagnose bestimmen.

Es ist die psychiatrische Kategorie in der psychiatrischen Diagnostik also die Kategorie durch die die charakteristischen bzw. die typischen psychopathologischen Phänomene der psychischen Störung erfasst werden. Man kann auch sagen: dass die psychiatrische Kategorie den psychischen Symptomenkomplex der psychischen Störung erfasst.

In diesem Sinn werden unter einer bestimmten psychiatrischen Kategorie die gleichartigen klinischen Erscheinungen bzw. die gleichartigen klinischen Erscheiungsbilder von gleichartigen psychischen Störungen von einer Fachperson (Psychiater/Psychiaterin) in der psychiatrischen Diagnostik erfasst.

Man kann auch sagen: die psychiatrischen Kategorie erfasst gleichartige psychische Störungen in einer bestimmten Klasse.

Und es bilden demgemäß die psychiatrischen Kategorien in ihrer Gesamtheit die psychiatrische Klassifikation.

Damit wird deutlich, dass die psychiatrische Kategorie die charakteristischen psychischen Auffälligkeiten gemäß einem Typus nach Karl Jaspers erfasst (vgl. mit Jaspers Zitat).

Und es wird ferner wird damit klar, dass die Klassifikation, die Diagnostik und die Systematik der Störungen der Psyche auf den klinischen Erscheinungsbildern der psychischen Störungen beruht und diese psychopathologisch in der psychiatrischen Diagnostik bestimmt werden.

Demgemäß erfasst ein Psychiater durch die psychiatrische Kategorie die typischen Merkmale der psychischen Störung und bestimmt dadurch die psychiatrische Diagnose.

Man kann auch sagen: durch die psychiatrische Kategorie wird der psychische Symptomenkomplex erfasst und dadurch die psychiatrische Diagnose bestimmt.

Dabei wird, die zutreffende psychiatrische Kategorie von der Fachperson durch ihr psychiatrisches Denken auf Basis ihrer theoretischen und klinischen Erfahrung in der Diagnostik erkannt und subjektiv gültig bestimmt.

Erkenntnistheoretisch bzw. philosophisch betrachtet wird die psychiatrische Kategorie durch das Schema der (psychiatrisch-diagnostischen) Idee erkannt, weil dieses Schema die Merkmale der psychiatrischen Kategorie aufgezeigt und damit die psychiatrische Diagnose definiert. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Man kann auch sagen:

Die psychiatrische Kategorie wird durch die systematische Einheit der (psychiatrisch-diagnostischen) Idee erkannt, durch die man den psychischen Symptomenkomplex gemäß der (angewandten) psychiatrischen Klassifikation nach einem System geordnet – somit systematisch – in der Diagnostik bestimmen kann. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Oder man kann auch sagen:

Die einzelne psychiatrische Kategorie wird in Bezug auf ihre Definition durch die Abstraktion erkannt, weil man durch die vernünftige Überlegung die gemeinsamen Merkmale der gleichartigen klinischen Erscheinungsbildern erkannt hat, und dadurch die Grenzen der diagnostische Einheit bestimmt hat. Auf diesem Weg wurde also die einzelne diagnostische Kategorie durch das diagnostische Schema der Idee innerhalb der psychiatrischen Klassifikation erkannt.

Man kann auch sagen: durch die psychiatrische Kategorie werden die charakteristischen/typischen psychischen Merkmale der psychischen Störung ausgewiesen, die man durch das Schema der (psychiatrisch-diagnostischen) Idee auffassen kann. (vgl. mit Kant Zitat 7)

Es ist eine psychiatrische Kategorie also eine Kategorie, die in der Psychiatrie tätige Ärzte auf Grundlage ihrer klinischen Erfahrung und vernünftigen Überlegung – somit auf Basis ihres Fach- Verstandes und ihrer (reinen*) Vernunft erkannt haben, und dass sie deren Grenzen auf der Ebene ihrer Ideen definiert haben.

(*Anmerkung: vgl. mit Kant Zitat 10 und beachte dabei, dass psychiatrische Idee – so wie psychologische Ideen – eine bloße Idee im Sinne von Immanuel Kant ist.)

Man kann auch sagen: eine psychiatrische Kategorie gründet sich auf die psychopathologische Phänomenwie diese in der Klinik der Psychiatrie infolge der Phänomenologie bzw. infolge Psychopathologie beschrieben worden sind.

Zum Beispiel werden in der psychiatrischen Diagnostik durch die psychiatrische Kategorie F20.0 die charakteristischen psychischen Merkmale, nämlich die charakteristischen psychopathologischen Phänomene der psychischen Störung: „paranoide Schizophrenie“ erfasst, falls die aufgefundenen Merkmale der diagnostischen Einheit hinreichend genügen. (vgl. mit Kant Zitat 10)

Falls man die aufgefundenen psychopathologischen Phänomene durch den Bezug auf die psychiatrische Kategorie auffassen kann, dann gelangt man dadurch zur entsprechenden psychiatrischen Diagnose.

In der psychiatrischen Kategorie sind also die Kriterien der psychiatrischen Einheit definiert.

Man kann auch sagen:

In der psychiatrischen Kategorie sind die Grenzen der psychiatrischen Einheit definiert, die im Rahmen der Operationalisierung  der Klassifikation – etwa in der psychiatrischen ICD-10 Klassifikation oder in der DSM IV Klassifikation – bestmöglich aufeinander abgestimmt worden sind.

Weil die Einheit einer psychiatrischen Idee eine projektierte Einheit ist, ist diese Idee eine bloße Idee im Sinne von Immanuel Kant (vgl. mit Kant Zitat 8), und es ist daher der Begriff dieser Idee ein regulativer Begriff. (vgl. mit Kant Zitat 4)

Durch eine psychiatrische Kategorie kann man angenähert definieren und angenähert erkennen, was man unter der entsprechenden psychiatrisch-diagnostischen Idee versteht. Man kann sich also hier dem Ganzen als Idee durch das Schema der Idee nur nähern. (vgl. mit Jaspers Zitat)

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Die psychiatrischen Kategorien bilden die unterschiedlichen Klassen der psychiatrischen Klassifikation

Die einzelne psychiatrische Kategorie bildet also eine Klasse in der gleichartige psychische Störungen in der psychiatrischen Klassifikation erfasst werden. Durch diese Einheiten – die insgesamt die Klassifikation bilden – die gemäß einer gewissen Systematik gebildet worden ist, kann man die unterschiedlichen krankheitswertigen psychischen Erscheinungen durch den Bezug auf die jeweiligen Kategorien nach einem System geordnet – somit systematisch –  auffassen.

Man kann also durch die psychiatrischen Kategorien die durch die Schemata der psychiatrisch-diagnostischen Ideen bestimmt sind (vgl. mit Kant Zitat 7) – die passenden psychiatrischen Diagnosen durch die klinischen Erscheinungen der psychischen Störungen in der psychiatrischen Klassifikation bestimmen.

In der psychiatrischen Praxis hat man auf der Grundlage von gewissen Ideen gewisse klinische Erscheinungsbilder wiederholt beobachtet. Es haben also Ärzte die charakteristischen Merkmale solcher (psychischen) Symptomenkomplexe durch ihre denkende Anschauung unter Führung von Ideen erkannt. (vgl. mit Jaspers Zitat)

So hat etwa Eugen Bleuler ausgehend von der diagnostischen Einheit Dementia praecox in Folge seiner klinischen Erfahrung und Überlegung die psychiatrische Einheit bzw. die psychiatrische Idee „Schizophrenie“ entwickelt, und damit die Kriterien dieser diagnostischen Einheit und damit die Kriterien der psychiatrischen Kategorie „Schizophrenie“ definiert. (vgl. mit Bleuler Zitat)

Weil es sich bei einer solchen Entität um die Einheit einer Idee handelt, ist dies die systematische Einheit der Idee (vgl. mit Kant Zitat 7)

Daher wissen Fachleute in der Psychiatrie, falls etwa von einer psychischen Störung vom Typ der „Schizophrenie“ die Rede ist, was z.B. unter dem Begriff dieser Einheit gemeint ist. Damit kann man durch diesen Begriff ein klinisches Erscheinungsbild das diesem Typus entspricht intellektuell kommunizieren.

Jede Fachperson weiss – in Kenntnis der Definition der Begriffes bzw. in Kenntnis der Kriterien der psychiatrischen Kategorie – ungefähr was mit der Bezeichnung gemeint ist, wenn z.B. bei einer Fachkonferenz ein solcher Fall mit dieser psychiatrischen Diagnose vorgestellt wird.

Natürlich handelt es sich – wie immer – bei einer Diagnose um eine Abstraktion, also um eine Reduktion der Vielfalt der Erscheinungen auf die wesentlichen Merkmale, wie dies bereits Wilhelm Griesinger erkannt hat (vgl. mit dem Griesinger Zitat). Daher kann durch die Kategorie bzw. durch das Schema der psychiatrisch-diagnostischen Idee, der Sachverhalt nur vereinfacht bzw. nur angenähert erfasst werden – wie dies Karl Jaspers in seinem Buch: „Allgemeine Psychopathologie“ ausgeführt hat (vgl. mit Jaspers Zitat), und es hat diesen Sachverhalt im Prinzip vor ihm auch schon Wilhelm Griesinger richtig erkannt und beschrieben. (vgl. mit dem Griesinger Zitat)

Erkenntnistheoretisch bzw. philosophisch betrachtet wurde deutlich, dass die psychiatrische Kategorie in Bezug auf ihre Definition in der psychiatrischen Klassifikation durch das Schema der psychiatrisch-diagnostischen Idee bestimmt ist (vgl. mit Kant Zitat 7).

Dabei können wir, dies Karl Jaspers geschrieben hat das Ganze als Idee (in der Psychiatrie – Anmerkung und ebenso in der Psychologie und Psychotherapie) nicht erreichen (Anmerkung: weil es eine transzendentale Idee bzw. eine bloße Idee im Sinne von Immanuel Kant ist), aber wir können uns dem Ganzen als Idee durch das Schema der Idee nähern (vgl. mit Jaspers Zitat). In diesem Sinn zeigt das Schema der Idee die Merkmale der Kategorie durch die eine Annäherung zum Ganzen möglich wird (vgl. mit Jaspers Zitat).

Man erkennt somit, dass durch die psychiatrische Kategorie die   systematische Einheit der Idee erkannt/bestimmt/definiert wird (vgl. mit Kant Zitat 7).

Und man erkennt damit ferner, dass hier die diagnostische Einheit eine projektierte Einheit ist, die gleichzeitig auch eine zweckmäßige Einheit (im Sinne von Immanuel Kant ist), weil man damit die unterschiedlichen krankheitswertigen Erscheinungen der Psyche nach einem System geordnet (auf der Ebene der Ideen) durch die Begriffe der Ideen erkennen und daher in der psychiatrischen Diagnostik systematisch bestimmen – und in weiterer Folge in der psychiatrischen Wissenschaft systematisch studieren kann (Anmerkung: ohne dass die Ursache der einzelnen psychischen Störung bekannt ist und bekannt sein muss!).

Durch die psychiatrische Kategorie kann ich mich also dem Ganzen als Idee durch das Schema der Idee zwar nur nähern (vgl. mit Jaspers Zitat), weil es für diese Einheit keine scharfe Grenze (vgl. mit Jaspers Zitat 6) gibt, aber es ist diese Einheit doch von großem Nutzen, weil man auf diesem Weg durch diese zweckmäßigen Einheiten die bestmögliche Behandlung für die unterschiedlichen Formen der psychischen Störungen finden kann und somit den Zweck bestmöglich erreicht (vgl. mit Kant Zitat 2).

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Weiteres über psychiatrische Kategorien in meinem Buch:

Diagnostik, Klassifikation und Systematik in Psychiatrie und Medizin

erschienen im April 2019 im Verlag tredition

(letzte Änderung 16.01.2022, abgelegt unter: Diagnostik, Kategorie, Klassifikation, Psychiatrie, psychiatrische Wissenschaft)

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