Medizinische Wissenschaft

Die medizinische Wissenschaft ist die Wissenschaft,  die das Wissen in Bezug auf die gesundheitlichen Störungen/Krankheiten des Körpers, in der universitären Medizin systematisch diagnostiziert und klassifiziert, und infolge systematisch studiert.

Es werden in der medizinischen Wissenschaft demgemäß die gesundheitlichen Störungen und Krankheiten des Körpers auf der Grundlage eines Systems, in den einzelnen Fachbereichen der (universitären) Medizin (Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie, Urologie, Augenheilkunde, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kinderheilkunde usf.) und in diversen vorklinischen- und klinischen Basiswissenschaften (Pathologie, Immunologie, Physiologie, Bakteriologie, Virologie, Hygiene, Biologie, Biochemie usf.) – also gemäß der Morphologie und gemäß Klinik/klinischen Erscheinung – systematisch untersucht und erforscht.

Dabei beruht dieses System auf der medizinischen Diagnostik das die entsprechenden medizinischen Diagnosen liefert.

Und es beruht auf der medizinischen Klassifikation, das die verschiedenen Krankheitszustände/Einheiten nach einem System geordnet, in verschiedene Kategorien gliedert.

In weiterer Folge können die erhobenen Befunde/Parameter/diagnostischen Einheiten/Entitäten und sonstigen Größen, unter diversen Aspekten in den einzelnen Wissenschaften systematisch untersucht und studiert werden.

Demgemäß entstand die medizinische Wissenschaft auf Grundlage der medizinischen Diagnostik und auf Basis der medizinischen Klassifikation, und es hat sich auf dieser Grundlage die medizinische Systematik entwickelt.

In der medizinischen Wissenschaft nimmt das Wissen, also vom einzelnen Fall (Kasus vom lat. Casus) seinen Ausgang, und es wird durch das zählen der gleichartigen Fälle das systematische Studium, gemäß den verschiedenen Kategorien möglich. Dank diesem System kann in der universitären Medizin die Methode der Statistik also auf die verschiedenen Krankheitszustände/klinischen Erscheinungsbilder und Entitäten angewandt werden.

Dabei handelt es sich beim medizinischen Wissen grundsätzlich um empirisches Wissen und es zählt daher die medizinische Wissenschaft mit ihren Fachbereichen zu den empirischen Wissenschaften.

Je nach der Grundlage des Wissens handelt es sich in der Diagnostik um Wissen das entweder objektiv gewiss ist, oder um Wissen das nur subjektiv gewiss ist (vgl. mit Kant Zitat 7 und Kant Zitat 9).

Man kann daher auch sagen, das jeweils erlangte Wissen in der Medizin entweder auf Grundlage von objektiver Evidenz oder auf Grundlage von subjektiver Evidenz erlangt wird.

Ein Wert der z.B. bei einer bestimmten Krankheit (gesundheitlichen Störung) im Labor festgestellt wird, oder ein Knochenbruch, der auf dem Röntgenbild durch den bildgebenden Befund erkannt wird, ist objektiv gewiss.

Hingegen ist ein Symptom z.B. ein Schmerz, über den ein Patient berichtet,  oder das Phänomen Schwindel über das ein Patient berichtet nur subjektiv gewiss.

Das heißt das medizinische Wissen, von dem die medizinische Wissenschaft den Ausgang nimmt, ist zum Teil objektiv gewiss und zum anderen Teil nur subjektiv gewiss.

Während also die medizinische Wissenschaft ihr Wissen zum Teil auf objektives Wissen gründet, und zum anderen Teil auf subjektives Wissen, nimmt das Wissen das in der psychiatrischen Wissenschaft erlangt wird praktisch immer seinen Ausgang von subjektivem Wissen.

Weil subjektives Wissen nur auf der „Ebene der Ideen“ erlangt werden kann, und solches Wissen nicht auf der „Ebene der Objekte“ bzw. auf der Ebene der Fakten allgemein gültig bestimmt und allgemein gültig überprüft werden kann, handelt es sich dabei immer um relatives Wissen das in Bezug auf ein definiertes Ideal somit in Bezug auf einen definierten Typus erlangt wird.

Daher ist das Wissen in einem Teilbereich der medizinischen Wissenschaft – so wie in der in der Psychiatrie und in der psychiatrischen Wissenschaft erlangt wird – von ganz anderer Art als das Wissen in dem Bereich, wo sich das medizinische Wissen auf objektive Befunde gründet.

Es ist die medizinische Wissenschaft also in einem Teilbereich mit Wissen befasst das von Fakten seinen Ausgang nimmt und in anderen Bereichen mit Wissen das von subjektivem Wissen bzw. von subjektiven Befunden seinen Ausgang nimmt und daher nicht dem Maß gesichertes Wissen ist. Dies hat Auswirkungen auf die Verbindlichkeit der medizinischen Leitlinien, wie sie infolge der Ergebnisse der wissenschaftlichen Studien entstehen und von den Fachgesellschaften als Leitlinien für die Praxis herausgegeben werden.

Daher ist die Medizin und die medizinische Wissenschaft in einem Teilbereich mit Wissen befasst das sie nur in Bezug auf definierte Typen bzw. nur auf der Grundlage von medizinischen Konzepten bestimmen kann, wohingegen in anderen Bereichen das medizinische Wissen auf der Grundlage von objektiven Befunden  erlangt und daher auf der Grundlage der Zugehörigkeit zu Gattungen systematisch studiert werden kann.

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Weiterers über die Entstehung, den Aufbau und die Entwicklung der Medizin als Wissenschaft untersucht auf der Grundlage der Philosophie von Immanuel Kant in meinem Buch:

Diagnostik, Klassifikation und Systematik in Psychiatrie und Medizin

erschienen im April 2019 im Verlag tredition

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(letzte Änderung 09.10.2022, abgelegt unter: Definition, Diagnostik, Heilkunde, Medizin, Wissen, Wissenschaft)

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