transzendentale Idee

Eine transzendentale Idee ist eine Idee die sich auf ein transzendentes Erkenntnisobjekt bezieht.

Man kann auch sagen, dass eine transzendentale Idee sich auf eine transzendentale Einheit bezieht (vgl. mit Kant Zitat 8a).

Es handelt sich dabei also um eine Idee deren Erkenntnisobjekt uns nur in der Vorstellung als Einheit und daher nur als systematische Einheit der Idee gegeben ist (vgl. mit Kant Zitat 7).

Hier kann ich das Ganze als Idee nicht geradezu erkennen , wie Karl Jaspers schreibt, sondern ich kann mich dem Ganzen als Idee durch das Schema der Idee nur nähern (Karl Jaspers – vgl. mit Jaspers Zitat).

Mit anderen Worten: ich kann mich hier dem Ganzen (als Idee) also nur durch den Begriff der Idee (an)nähern.

Das Ganze der Idee ist hier nämlich die systematische Einheit  der Idee, die in meinem Bewusstsein als Gegenstand in der Idee erscheint, wenn ich die Merkmale der Idee vermittelt durch das Schema der Idee geistig auffasse (vgl. mit Kant Zitat 7).

Ich kann auch sagen, dass die transzendentale Idee bzw. auch der Begriff der transzendentalen Idee eine nur mental abgegrenzte Einheit ist.

Auf Grund unserer Erfahrung und vernünftigen Überlegung schließen wir auf die Existenz einer solch abgegrenzten virtuellen Einheit – daher handelt es sich eben um ein „transzendentes Erkenntnisobjekt“ bzw. um eine transzendentale Einheit.

Ein solches Erkenntnisobjekt entsteht also etwa in der Psychologie als Ergebnis der sinnlichen Wahrnehmung und als Produkt des menschlichen Denkens auf Grundlage der Erfahrung und des psychologischen Denkens, somit als Folge der psychischen Erscheinungen bzw. der psychischen Phänomene, die wir unter dem Begriff der Idee durch das Schema der Idee geistig auffassen bzw. als (abgegrenzte) Einheit denken (vgl. mit Kant Zitat 7).

Es handelt sich dabei also um ein mentales Erkenntnisobjekt, das in Folge der psychischen Erscheinungen in unserem Bewusstsein als der Begriff der Idee erscheint. Daher handelt es sich um ein psychisches Phänomen (griechisch: phenomenon – das was erscheint, das Erscheinende).

Eine solche Einheit entsteht also auf der Grundlage der Erfahrung – somit empirisch begründet – aber wir können die Idee als solche nicht auf der Grundlage der „physis“ – bestimmen und „physisch“ überprüfen (vgl. mit Kant Zitat 10), sondern es wird diese Einheit, die eine systematische Einheit ist, nur jenseits der „physis„, also nur „meta-physisch“ durch den Begriff der Idee auf der „Ebene der Ideen“ und daher subjektiv gültig erkannt und bestimmt (vgl. mit Kant Zitat 7).

Immanuel Kant schreibt, dass es dreierlei transzendentale Ideen gibt (vgl. mit Kant Zitat 8a).

Psychologische Ideen sind in diesem Sinn transzendentale Ideen (vgl. mit Kant Zitat 8a).

In gleicher Weise sind auch psychiatrische Ideen „transzendentale Ideen“.

(Und ebenso sind psychotherapeutische Ideen transzendentale Ideen.)

So gelangte beispielsweise Eugen Bleuler, in dem er seine Patienten beobachtete zur Vorstellung  und damit zur „transzendentalen Idee“, dass es eine natürliche Krankheitseinheit gibt, die er als Schizophrenie bezeichnet. Eugen Bleuler ging also davon aus, dass es von dieser Form einer psychischen Störung eine allgemein gültig bestimmbare Ursache gibt (vgl. mit Bleuler Zitat 2).  Es war somit Eugen Bleuler noch nicht bewusst, dass es sich bei dieser diagnostischen Einheit und damit bei dieser „transzendenten Krankheitseinheit“ – also beim Begriff dieser psychiatrischen Diagnose – so wie beim Begriff einer sonstigen psychiatrischen Diagnose – um eine nur problematisch zum Grund gelegte Einheit (vgl. mit Kant Zitat 8), somit nur um ein psychiatrisches Konzept handelt das es ihm ermöglicht hat unter dem Begriff dieser Idee diesen charakteristischen psychischen Symptomenkomplex aufzufassen (vgl. mit dem Bleuler Zitat). Philosophisch betrachtet kann man somit auch sagen, dass es sich beim Begriff Schizphrenie um einen „Vernunftbegriff“ handelt, weil diese als Folge der klinischen Erfahrung und der vernünftigen Überlegung entstanden ist.

In gleicher Weise wie der Psychiater Eugen Bleuler gedacht hat, dass es eine derartige zu Grunde liegende Einheit gibt, haben auch andere Forscher etwa die Astronomen die Vorstellung entwickelt das es einen Urknall gegeben haben muss, der die Ursache der Sterne am Himmel ist, weil sie wegen der Verteilung und der Bewegung der Himmelkörper auf diese Ursache im Sinn einer problematisch zum Grund gelegten Ursache geschlossen haben. Man erkennt damit, dass es sich auch bei dieser Vorstellung um eine „transzendentale Idee“ – eben eine kosmologische Idee – im Sinn von Immanuel Kant handelt, weil man ja das Ereignis des Urknalls empirisch nicht mehr beobachten konnte, sondern nur auf der Grundlage der Erfahrung auf dieses durch vernünftige Überlegung geschlossen hat. (vgl. mit Kant Zitat 8a)

Und in gleicher Weise haben die Menschen auch die Vorstellung bzw. die transzendentale theologische Idee entwickelt, dass es einen Schöpfer dieser Welt geben muss (vgl. mit Kant Zitat 8a).

Transzendentale Idee sind also Ideen, die in unserem Bewusstsein als bloße Ideen in Folge der Erfahrung und Überlegung entstehen.

In der Physik oder in der Astronomie ist die kosmologische Idee der Singularität eine transzendentale Idee.

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(letzte Änderung 23.09.2022, abgelegt unter: Idee, Philosophie, philosophische Begriffe, Psychiatrie)

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